Doron Rabinovici, Natan Sznaider

Herzl reloaded

Kein Märchen
Cover: Herzl reloaded
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783633542765
Gebunden, 207 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Herzl reloaded. Doron Rabinovici, Autor und Historiker, in Tel Aviv geboren, in Wien lebend, und Natan Sznaider, in Deutschland geboren, in Tel Aviv Soziologie lehrend, erhalten E-Mails von niemand geringerem als Theodor Herzl, dem Begründer des Zionismus. Herzl, Rabinovici und Sznaider treten in einen Trialog über Judentum, über israelische Gegenwart und jüdische Diaspora. Erörtert wird, was aus der Vision von 'Altneuland' geworden ist. Was hat uns Herzl heute noch zu sagen? Was etwa zum Konflikt mit den Palästinensern? Wie viel verbindet sein Werk "Der Judenstaat" mit dem heutigen Israel? Wo ist er hin der Traum vom Wiener Kaffeehaus im Orient, von einer europäischen Moderne im biblischen Zion, von einem Europa im Nahen Osten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.05.2016

Am 68. Jahrestag der Gründung Israels, dem 120. Jahrestag der Veröffentlichung von Theodor Herzls Schrift "Der Judenstaat", angesichts schwindender Sympathien des Staats der jungen jüdischen Generation, einer oft antisemitisch unterfütterten Israelkritik und der allgemein laufenden Debatten zum Thema "Nahost" empfiehlt es sich, die eigene Urteilsfähigkeit in diesem Zusammenhang mit Substanz zu unterfüttern, meint Micha Brumlik. Doron Rabinovicis und Natan ­Sznaiders Biografie "Herzl Reloaded" legt er seinen Lesern zu diesem Zweck wärmstens ans Herz: In Form eines so sachkompetenten wie witzig abgefassten Mailromans ersinnen sich die beiden Autoren einen fiktiven Dialog zwischen ihnen und dem Zionismus-Vordenker Herzl. Im Mittelpunkt steht dabei die Eruierung, was aus Herzls Vorschlag und dessen Umsetzung heute geworden und was davon zu halten ist. Sznaider vertritt die Position, dass die Zweistaatenlösung gescheitert sei. Er plädiert - an dieser Stelle kriegt der Rezensent durchaus Magenzwicken - für eine "liberale Ungleichheit" gegenüber den Palästinensern. Ein Konzept, gegenüber dem die beiden Autoren Herzl in seinen "fingierten Antworten" ratlos erscheinen lassen. Rabinovici indessen will von dem Konzept der Zweistaatenlösung nicht lassen, schreibt Brumlik weiter - und mutmaßt, dass diese Position politischer Korrektheit geschuldet sein könnte. Dass beide Autoren kritisch gegenüber Boykottbewegungen stehen, hält der Kritiker für einen Vorzug des Textes und bekräftigt seine Empfehlung an alle, die sich über den Stand der Dinge in den jüdischen Debatten zum Thema Israel informieren wollen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.02.2016

Wenn Doron Rabinovici Theordor Herzl in seinem Buch zum Leben erweckt und sich mit dem Gründervater des Zionismus und dem Soziologieprofessor Natan Sznaider E-Mails schreibt, erkennt Rezensent Hans-Christian Rößler schnell, dass Rabinovici Auszüge aus Herzls Werk verwendet. Allerdings erscheinen die Zitate dem Rezensenten so anregend und aktuell, dass er der im Buch folgenden Debatte über Israel gebannt folgt und vieles lernt über die Siedlungspolitik und die Spannung zwischen Heiligkeit und Souveränität.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.02.2016

Thomas Meyer kann diesen eloquenten Austausch zwischen Doron Rabinovici und Natan Szaider nur im Verbund mit Shlomo Avineris klassisch-gravitätischer Herzl-Biografie empfehlen, schon um sich nicht mangelnder Ausgewogenheit schuldig zu machen. Zwischen "liter@at" und "subt@il" geht es hoch her: "Wut, Zorn, Hoffnung, Kitsch und Zerknirschtheit" macht der Rezensent hier aus, die beiden Autoren blicken nicht aus sicherer historischer Warte auf den großen zionistischen Visionär, sondern aus dem Hier und Jetzt. Was das in der Sache bedeutet, verrät Meyer nicht, er findet die Essays mal klug mal großmäulig.
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