Cultural TurnsNeuorientierungen in den Kulturwissenschaften
Rowohlt Verlag, Reinbek
2006
ISBN
9783499556753, Taschenbuch, 352Seiten, 14,90
EUR
Klappentext
Die gegenwärtigen Kulturwissenschaften bilden eine ausgeprägte Theorie- und Forschungslandschaft. Ihre Dynamik entspringt vor allem dem Spannungsfeld wechselnder "cultural turns" quer durch die Disziplinen:
interpretive turn, performative turn, reflexive turn/literary turn, postcolonial turn, translational turn, spatial turn, iconic turn.
Der Band stellt diese "Wenden" in ihren systematischen Fragestellungen, Erkenntnisumbrüchen sowie Wechselbeziehungen vor und zeigt ihre Anwendung in konkreten Forschungsfeldern. Damit wird eine "Kartierung" der neueren Kulturwissenschaften geleistet und zugleich ein umfassender Überblick über ihre Entwicklungen und Ausrichtungen geboten - mit einer Fülle verarbeiteter internationaler Forschungsliteratur.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2006
"Hervorragend" findet Rezensent Karl-Heinz Kohl diese Einführung in die Theorien der Kulturwissenschaften, die Doris Bachmann-Medick vorgelegt hat. Besonders interessiert er sich dabei für die gelungene Darstellung der zahlreichen "cultural turns", welche die Entwicklung der Kulturwissenschaften vorangetrieben haben. Dabei hat er schon ein wenig den Eindruck, dass es sich bei den vielen Kehren, mit denen immer neue zentrale Kategorien ins Spiel kommen, mitunter um wissenschaftliche Moden handelt. Kritisch vermerkt er im Blick auf die deutsche Kulturwissenschaft deren eher passiv-rezeptive Haltung: abwarten, was aus den Vereinigten Staaten kommt, um es dann auf die eigene Disziplin anzuwenden. Eine am Vorbild der angelsächsischen "Cultural Studies" orientiere Kulturwissenschaft kann seines Erachtens nur "ein modischer Abklatsch" sein.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 26.08.2006
Inhaltlich findet Peter Geimer Doris Bachmann-Medicks Darstellung von sieben wichtigen "Turns" in den Kulturwissenschaften "gut informiert" und "informativ", und so könne man dieses Buch durchaus als eine Einführung in zentrale Ansätze der Kulturwissenschaften lesen. Doch zum Leidwesen des Rezensenten konzentriert sich die Autorin auf die "Dynamik des Theoriewandels" und schafft damit bei Geimer nur Verwirrung. Bachmann-Medicks Definition für einen "turn" befriedigt ihn nicht, er hätte manche "turns hinzugefügt, andere hingegen weggelassen. Besonders den von der Autorin postulierten "reflexive turn" der achtziger und neunziger Jahre findet er "wenig überzeugend". Ganz aus dem Tritt kommt er in dieser Hinsicht am Schluss, wenn die Autorin noch ein "weiteres Dutzend" potenzieller "turns" in Aussicht stellt. Grund für dieses Buch und seine "angestrengte Rhetorik" war wohl, spekuliert der Rezensent, die Lebendigkeit der von Kürzungen bedrohten Kulturwissenschaften zu betonen. Doch Geimer vernimmt statt Vitalität nur den "drögen Sound der Drittmittelprosa".