Donna J. Haraway

Monströse Versprechen

Die Gender- und Technologie-Essays
Cover: Monströse Versprechen
Argument Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783867545044
Kartoniert, 320 Seiten, 27,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Michael Haupt. Donna Haraways interdisziplinär wirkmächtige Arbeiten bilden ein Schnittfeld aus feministischer Erkenntnis­kritik, Cultural Studies, politischer Theorie und Biowissenschaften. Sie sägt an Forschung und Praxis prägenden Gewissheiten und empfiehlt, die "Grenzlinien des Alltags neu zu ziehen" und die Verantwortung für Wissenschafts- und Technologieverhältnisse zu übernehmen. "Medizin, Geschlecht und multinationales Kapital verschmelzen zu einem einzigen Alptraum": Haraway plädierte schon 1984 dafür, die "Gentechnologie sozialistisch-feministisch zu unterwandern" und sich in den "Grenzkrieg" um das Verhältnis von Organismus und Maschine einzumischen. Konsequent kämpft sie gegen die Geschichtslosigkeit der Technologiekultur. In Umbrüchen wird es möglich, die Restaurierung von Herrschaft zu unterbrechen, die stützenden Strukturen anzugreifen und als veränderbare Praxen zu fassen, statt von fertigen Einheiten auszugehen. Haraway ruft dazu auf, das der kapitalistischen Inbetriebnahme geschuldete Ausmaß an Unterdrückung und die darin steckende Gewalt gegen Frauen offensiv zu beantworten. Das Einreißen der Grenzen zwischen Natürlichem und Technisch/Künstlichem kann Erleichterung bringen, wo in den alten Grenzen Herrschaft befestigt ist. Die Lust am Spiel und wie sie Veränderbarkeit als Resultat und Voraussetzung allen Erkennens auffasst, macht Haraway einzigartig. Denkrichtungen, die das 'Post' als ihr Markenzeichen ausgeben, suchen sie als Ahnfrau zu vereinnahmen, fokussieren jedoch nur auf das Symbolische oder die Sprache, Wissenschaft oder Geschlecht usw. und verpassen damit die kulturrevolutionäre Dynamik der marxistischen Feministin. Die Texte sind neu durchgesehen und ergänzt um drei aktuellere Essays - zu Genfetischismus (2001), zu Geschlecht/Gender/Genre und zu 'Making Kin' (2016) - sowie eine neue Einführung von Frigga Haug.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.09.2017

Ingo Arend kann Donna Haraways Texte ohne Bedeutungsverlust lesen, auch wenn manche von ihnen schon bald 20 Jahre auf dem Buckel haben. Ihre prophetische Kraft scheint ihm berückend. Die Neuauflage der erstmals 1995 erschienenen Essaysammlung bietet ihm die Chance, Haraways theoretischen Weg nachzuvollziehen und sich davon inspirieren zu lassen. Mal optimistisch, mal düster umkreisen die Texte Cyborgs und den "Ökozid" in schöner grenzüberschreitender Manier, findet der Rezensent.