Dominik Perler (Hg.), Markus Wild (Hg.)

Der Geist der Tiere

Philosophische Texte zu einer aktuellen Diskussion
Cover: Der Geist der Tiere
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783518293416
Taschenbuch, 449 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Sind Tiere Lebewesen mit einem Geist? Denken sie? Haben sie Bewusstsein? Was unterscheidet den Menschen vom Tier? In der gegenwärtigen Philosophie des Geistes existiert eine Reihe von Ansätzen, die solche Fragen aufgreifen, sie aus unterschiedlichen methodischen Perspektiven erörtern und zu kontroversen Antworten gelangen. Dabei wird deutlich, daß die Tiere einen Testfall für Theorien des Geistes darstellen, denn am Beispiel der Tiere zeigt sich, wie tragfähig solche Theorien sind, welche Phänomene sie zu erklären vermögen und bis zu welchem Grad sie unseren unterschiedlichen Intuitionen gerecht werden. Zusätzlich an Bedeutung gewonnen hat diese Diskussion in den letzten Jahren durch die enge Verknüpfung mit der empirischen Verhaltensforschung. Dieser Band macht wichtige Beiträge zu dieser Diskussion erstmals auf deutsch zugänglich und enthält Beiträge unter anderem von Donald Davidson, Daniel Dennett, Ruth G. Millikan, David Papineau und John Searle. Eine ausführliche Einleitung ordnet die Diskussion sowohl systematisch als auch historisch ein und betont ihren Stellenwert in den aktuellen Debatten innerhalb der Philosophie des Geistes.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.09.2005

Rundum gelungen findet Rezensent Michael Hampe diesen von Dominik Perler und Markus Wild herausgegebenen Sammelband, der sich vor allem mit den sprach-, erkenntnis- und wissenschaftsphilosophischen Problemen des Mensch-Tier-Verhältnisses befasst. Der Band zeigt für Hampe, dass an der Diskussion über den Geist der Tiere deutlich werde, "wie sehr empirische Forschung von begrifflichen Vorentscheidungen und Klärungen abhängt." Ausführlich gibt er zentrale Fragen der Diskussionen des Bandes wieder. Die Unterstellung geistiger Vermögen etwa sei vor allem Teil einer Strategie der Erklärung komplexen Verhaltens. Weitgehend unklar sei allerdings, wie die Komplexität eines Verhaltens genau graduiert werden soll. Zudem sei durch bloße Betrachtung des Verhaltens von außen nicht zu sagen, ob ein komplexes Verhalten auf einen "kognitiven Apparat" erklärend zurückgeführt werden muss oder nicht. Er hebt hervor, dass der Band Beiträge der "bedeutendsten Vertreter der analytischen Philosophie des Geistes" versammelt, etwa von Norman Malcolm, Stephen Stich, Donald Davidson, John Searle, Ruth Millikan, Fred Drestke und Daniel Dennett. Aber schon durch die siebzigseitige Einleitung von Dominik Perler und Markus Wild, die er als "überaus anregend" lobt, ist der Band seines Erachtens sein Geld wert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2005

Christian Holtorf begrüßt, dass mit diesem Sammelband über den "Geist der Tiere" nun Texte zu dieser "internationalen philosophischen Debatte" auch auf Deutsch vorliegen. Insgesamt gibt es in der aktuellen Diskussion zwei Denkrichtungen zu verzeichnen, konstatiert der Rezensent, nämlich die auf Montaigne und Darwin zurückgehende Position, die sich mehr auf die "Gemeinsamkeiten zwischen Tieren und Menschen" konzentriert und der, die mit Descartes und Davidson eher die "kognitiven Unterschiede" betonen. Erstere Position wird von den Herausgebern dieses Bandes "erkennbar bevorzugt", stellt Holtorf fest, wobei er anmerkt, dass es damit "kaum gelingt", die Verbindung "vom Tier zum analytischen Menschen" zu ziehen. Bei einigen Schilderungen aus der Natur sieht der Rezensent dann auch vor allem die Anekdoten "fröhliche Urständ feiern" und er gibt zu bedenken, dass die philosophische Betrachtung der Tiere im "Dämmerlicht der Methodologie zu unscharf" gerät. Auch die Versuche, tierisches Erleben zu beschreiben, wie es beispielsweise Daniel C. Dennett versucht, beurteilt der Rezensent als eher "biografisch" interessant und weniger Erkenntnis bringend. Bei allen "methodischen Schwierigkeiten" lobt Holtorf aber dennoch diesen aufschlussreichen, "sorgfältig" edierten Band und er findet, dass zumindest die Autoren darin ihren "Geist" zweifelsfrei bewiesen haben.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2005

Willy Hochkeppel bringt ein Beispiel aus dem Buch: Wenn die Katze einen Haken zum Ahorn schlägt, und der Hund vor der Eiche steht und bellt, kann man dann sagen: Er "denkt", die Katze ist auf der Eiche? Anders gefragt: Was macht Bewusstsein und Denken aus, und ist das bei Tieren vorhanden? In diesem Band, so Hochkeppel, sind die Philosophen am Werk, und wenn sie auch die Fragen nicht abschließend klären können, so fügen sich ihre Beiträge doch zu einem "spannenden" Buch, in dem nicht nur philosophische Schulen aufeinander treffen, sondern das Nachdenken über das Verhältnis von Tieren und Menschen ein Stück vorangebracht wird. Ein besonderes Lob des Rezensenten gilt den Herausgebern, die in einer "vorzüglichen" Einführung Thema und Ansätze umreißen.
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