Dominic Heilig (Hg.), Jan Korte (Hg.)

Kriegsverrat

Vergangenheitspolitik in Deutschland. Analysen, Kommentare und Dokumente einer Debatte
Cover: Kriegsverrat
Karl Dietz Verlag, Berlin 2011
ISBN 9783320022617
Gebunden, 208 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Diese Dokumentation zeigt, wie bis heute von Politikern der Bundesrepublik mit der NS-Vergangenheit umgegangen wird. Die Herausgeber, ein Bundestagsabgeordneter und ein wissenschaftlicher Mitarbeiter, stießen immer wieder auf die üblichen Abwehrtechniken gegen eine kritische Aufarbeitung der Vergangenheit sowie auf apologetische Positionen, die an der Legende der "sauberen Wehrmacht" und einer angeblich rechtsstaatlichen NS-Militärjustiz festhielten.
Bis 2009 wurde im Bundestag einfachen Wehrmachtssoldaten sogar offen das Recht auf Widerstand abgesprochen, besonders jenen, die wegen sogenannten Kriegsverrats zum Tode verurteilt worden waren. Nach wie vor existieren Auffassungen, dass lediglich der Widerstand der "Eliten", namentlich der des 20. Juli 1944, legitim gewesen sei. Soldaten hingegen hätten vor allem eines: zu gehorchen. Während der Debatten musste sowohl von Seiten der Wissenschaft als auch aus den Reihen der Politik mit erheblichem Nachdruck deutlich gemacht werden, dass die Wehrmachtsjustiz direkter Teil des national-sozialistischen Terror- und Willkürsystems war. Schon deshalb galt es, die mörderischen Kriegsverratsbestimmungen des Militärstrafgesetzbuches in der Fassung von 1934 als das zu kennzeichnen, was sie waren: blutiges NS-Unrecht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 29.10.2011

Anerkennung zollt Rezensent Stefan Reinecke diesem von Jan Korte und Dominic Heilig herausgegebenen Sammelband "Kriegsverrat". Er würdigt den Linkspartei-Abgeordneten Jan Korte für dessen Engagement um die Rehabilitierung der sogenannten Kriegsverräter 64 Jahre nach 1945 - gegen zahlreiche politische Widerstände. Vorliegender Band dokumentiert für den Rezensenten das Ringen um diese Rehabilitierung in endlosen politischen Debatten, das 2009 endlich von Erfolg gekrönt war. Es zeigt nach Ansicht Reineckes zudem, wie sich ein "Block aus Leugnung und Ignoranz aufweichen lässt".