Dieter Wellershoff

Schau dir das an, das ist der Krieg

3 CDs
Cover: Schau dir das an, das ist der Krieg
Suppose Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783932513954
CD, 29,80 EUR

Klappentext

3 CDs mit 215 Minuten Laufzeit. Ein deutscher Lebenslauf des 20. Jahrhunderts: Geboren 1925, aufgewachsen als Sohn eines Veteranen des Ersten Weltkriegs, als Kind begeistert vom deutschen Soldatentum, meldet sich Dieter Wellershoff als 17-Jähriger freiwillig zur "Division Hermann Göring", mit der er im Jahr 1944 an der zusammenbrechenden deutschen Ostfront kämpft. Der spätere erfolgreiche Schriftsteller und Lektor gehört zu jener Generation, die den Wiederaufbau eines demokratischen Deutschland gestaltete und es bis heute prägt. Über ihre so entscheidenden Erfahrungen im Krieg und ihren Lebensalltag als Soldaten hat diese Generation jedoch weitgehend geschwiegen, öffentlich ebenso wie privat. 65 Jahre später spricht Dieter Wellershoff über seine Erinnerungen, erzählt während der mehrtägigen Aufnahmen zum ersten Mal in seinem Leben einem direkten Gegenüber umfassend von seinem Kriegserlebnis

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.11.2010

Als "Geschenk an alle Nachgeborenen" feiert Dirk Knipphals dieses Hörbuch, auf dem er den 85-jährigen Dieter Wellershoff selbst mündliche Ergänzungen zu seinem Kriegerinnerungsbuch "Der Ernstfall" von 1995 sprechen hört, das für Knipphals das "bis heute unverstellteste Erinnerungsbuch eines Kriegsteilnehmers" ist. Auf den Kritiker wirken die nun nachgefolgten, kommentierenden Sprachaufzeichnungen so unmittelbar und authentisch, als habe jemand Wellershoff nach seinen Kriegserlebnissen befragt, und dann während der dreieinhalbstündigen Antwort schlicht das Band laufen lassen. Immer wieder staunt Knipphals beim Zuhören, wie nah die über 65 Jahre zurückliegenden Ereignisse dem 85jährigen noch sind, wie genau Wellershoff sich erinnert, ohne der Versuchung zu erliegen, den Schrecken zu pathetisch auszumalen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.11.2010

Nach dem Anhören der drei CDs ist Jens Bisky um einiges schlauer. Was der Autor Dieter Wellershoff bereits in seinen Prosastücken "Ernstfall" behandelt, erscheint ihm, gelesen vom Autor, ganz in dessen Erzählton aufzugehen und zu erhellen. Als genuine Erlebnisse des Soldaten, wie sie die Debatte um Wellershoffs NSDAP-Mitgliedschaft nur unzureichend widerspiegelt, so Bisky. Von der Auflösung aller Ordnung erfährt der Rezensent wie von Kampf, Sterben, Verbrechen, die der Autor, selbst überrascht, "wie ein Zuschauer" erlebt. Dieser Blick zurück zeigt Bisky den Autor als Gereiften, aber auch als einen, der die Schwierigkeit des Erinnerns an den Krieg nicht verleugnet.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.2010

Doch etwas entgeistert nimmt Oliver Jungen dieses Hörbuch mit Dieter Wellershoffs von ihm selbst vorgetragenen Kriegserinnerungen zur Kenntnis. Zunächst einmal hält er den Autor, wie er gleich versichert, durchaus für einen "geborenen Erzähler". Grundsätzlich hört er ihm deshalb auch gern zu. Nur kann Jungen dann doch nicht fassen, in welch prinzipieller Manier Wellershoff hier den Krieg verharmlost und impliziert das eigene "Recht auf Unbedarftheit" zur Geltung bringt. Zu Hitler fällt Wellershoff etwa vor allem ein, dass er mit dem seltsamen Bärtchen recht undeutsch aussah. Eine Sprache fürs Grauen des Krieges findet der Autor nicht und der Rezensent muss nach all dem Gerede vom "Iwan" und dem kindlich staunenden "Schau dir das an, das ist der Krieg" zum Schluss gelangen: Er will sie auch keineswegs finden.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.11.2010

"Hier hat jemand für seine Generation ein erschütterndes, dreieinhalbstündiges Zeugnis abgelegt", schreibt Alexander Cammann beeindruckt über diese mündliche Lebenserzählung von Dieter Wellershoff. Gerade das mündliche Erzählen nämlich hat dem Eindruck des Kritikers zufolge bei Wellershoff einen "gewaltigen Erinnerungsstrom" ausgelöst, der von Wellershoffs Kindertagen als Sohn eines Grevenbroicher Kreisbaumeisters um 1930 bis in die Jahre nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft reicht. Besonders während der Schilderungen des Kriegsschreckens empfindet der Kritiker ein "Gefühl der peinlichen Unangemessenheit", diese "grauenhaft anschaulichen" Erinnerungen, die sich für ihn zu einer Mentalitätsgeschichte des Nationalsozialismus fügen, vom heimischen Sofa aus anzuhören. Doch wo will er sie sonst hören? Auf dem Kasernenhof?