Schillers erste HeldinDas Leben der Christophine Reinwald, geb. Schiller
Carl Hanser Verlag, München
2009
ISBN
9783446233324, Gebunden, 191Seiten, 17,90
EUR
Klappentext
Als Schwester war sie Friedrich Schiller so nahe wie nur wenige Menschen. Heute imponiert uns Christophine Reinwald (1757-1847) als eine Frau, die ihr Leben selbst in die Hand genommen hat. Schiller nannte die ältere Schwester seine früheste Heldin. Ihr langes Leben war zunächst bestimmt von der Sorge um die jüngeren Geschwister inmitten einer strengen Familie, dann von der Vernunftehe mit dem Bibliothekar Reinwald aus Meiningen. Erst als Witwe lernt sie, was ihrem Bruder über Nacht gelungen war: die Freiheit, ein eigenes Leben zu führen. Dieter Hildebrandt macht uns mit der Biografie einer Frau bekannt, wie wir sie viel eher in der Gegenwart als im 18. und 19. Jahrhundert vermuten würden.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.01.2010
Manfred Osten findet nicht nur, dass Dieter Hildebrand "zu Recht" der fast vergessenen älteren Schwester von Friedrich Schiller wieder zu Aufmerksamkeit verhilft, er preist zudem seine Biografie Christophine Reinwalds als stilistisch glänzend und inhaltlich aufschlussreich. Der Rezensent freut sich an der "Empathie", mit der der Autor der heute kaum mehr bekannten Christophine, die ihren Bruder um zweiundvierzig Jahre überlebte, auf ihrem Lebensweg folgt, wobei er besonders ihre Darstellung bei Hildebrandt als "Avantgardistin des Älterwerdens" bewundert. Überzeugend und einfühlsam schildere er, wie sich Schillers Schwester, besonders nachdem ihr zwanzig Jahre älterer, durch Kleinlichkeit und Geiz geprägter Ehemann gestorben war, zu einer freien bürgerlichen Existenz von Schiller'schem Zuschnitt entwickelte, lobt Osten. Er hat die Lektüre offenbar in vollen Zügen genossen, und wenn der Rezensent schreibt, dass Hildebrandt irrt, wenn er meint, Christophine habe sich brieflich nie zu Goethe geäußert, und das auch gleich mit einem Briefzitat von 1800 belegen kann, tut das seiner Begeisterung ganz offensichtlich keinen Abbruch.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 02.11.2009
Judith von Sternburg fühlt sich an ihre eigene Großmutter erinnert. Das macht die unlarmoyante Art der von Dieter Hildebrandt nach Meinung der Rezensentin so hinreichend wie längenlos porträtierten ältesten Schwester Friedrich Schillers. Dass Christophine Reinwald eher keine Rührseligkeit provoziert, lernt Sternburg aus der hier dargelegten Lebensgeschichte. Der Ehemann zählte das Briefpapier ab und war auch sonst kein Göttergatte, und das einst vertraute Verhältnis zu Friedrich störte das beträchtlich. Kurios: Ihre Briefe verfasst Christophine laut Sternburg nicht in klassischem, sondern in Blogger-Deutsch!