Deborah Feldman

Überbitten

Eine autobiografische Erzählung
Cover: Überbitten
Secession Verlag, Zürich 2017
ISBN 9783906910000
Gebunden, 704 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Christian Ruzicska. Kurz nach ihrem 23. Geburtstag verlässt Deborah Feldman die ultraorthodoxe chassidische Gemeinde der Satmarer Juden in Williamsburg, New York, und damit das Leben, das sie in "Unorthodox" beschrieben hat. Eine Möglichkeit zurückzukehren gibt es für sie nicht. Sie folgt allein ihrem Traum, gemeinsam mit ihrem Sohn ein freies selbstbestimmtes Leben zu führen. Ihr Alltag wird aber zum Überlebenskampf, und trotz existentiell bedrohlicher Armut und andauernder Einsamkeit gelingt ihr das Unvorstellbare: Mit der Publikation ihres Bestsellers "Unorthodox" 2012 wird sie über Nacht zum Medien-Star. Sie verlässt New York, um auf dem Land die Werke der europäischen Literatur zu lesen, und beginnt zu ahnen, dass ihre Wurzeln in Europa liegen. Instinktiv begibt sie sich auf die Spurensuche ihrer geliebten Großmutter, die den Holocaust überlebt hat und die für sie in Williamsburg die einzige Person war, bei der sie sich sicher und angenommen fühlte. Als sie zum ersten Mal nach Europa reist, ist sie noch hin- und hergerissen zwischen Ängsten, Vorurteilen und Zweifeln und dem ersten Gefühl eines Ankommens, wird sie schließlich in Berlin in genau jenem Land Wurzeln schlagen, das sie bei den Satmarer Chassidim als das Übel schlechthin kennengelernt hatte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.11.2017

Überbitten ist ein besondere Form der Versöhnung, dort wo eigentlich keine Versöhnung stattfinden kann, lernt Rezensent Carsten Hueck im Gespräch mit Deborah Feldmann. Und genau darum gehe es der nun in Berlin lebenden Autorin, Enkelin von Holocaustüberlebenden, im Fortsetzungsband ihres autobiografischen Romans "Unorthodox", fährt der Kritiker fort, der das Buch nicht nur als "literarisches Überlebensprotokoll", sondern auch als "philosophisch-analytische Auseinandersetzung" mit Feldmanns Geschichte liest. Er folgt der Autorin hier von New York über Frankreich, Spanien und Skandinavien nach Berlin, erlebt ihre Existenzängste, Hoffnungen und Zweifel und vertieft sich mit Feldmann in die Lektüre von Jean Baudrillard, Jean Amery, Primo Levi oder Salomon Maimon.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.08.2017

Cornelius Wüllenkemper lässt sich von Deborah Feldman mitnehmen auf eine seelische Abenteuerfahrt. Stationen sind eine jüdisch-chassidischen Gemeinde in Brooklyn, verschiedene Orte in den USA und Europa und schließlich Multikulti-Berlin-Neukölln. Die Frage von Schuld und Verantwortung und das Verhältnis zwischen orthodoxem Judentum und dem europäischen Erinnerungsdiskurs diskutiert der autobiografische Roman laut Rezensent mit einigem Mut und neuer Frische in Form einer Entwicklungsgeschichte von religiöser Unterwerfung und der Befreiung der Erzählerin. Die von Feldman gebotene Offenheit erstaunt Wüllenkemper, die ihrerseits staunenden Reflexionen im Text erscheinen ihm jedoch nicht immer stringent.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.07.2017

Rezensent Ulrich Gutmair dankt der inzwischen in Berlin lebenden jüdischen Schriftstellerin Deborah Feldmann schon allein für so schöne jiddische Wörter wie "iberbetn", was in etwa "Abbitte leisten" heißt. Aber der Nachfolger ihres Bestsellers "Unorthodox" vermag noch mehr, versichert der Kritiker, der sieben Jahre nach Feldmanns Flucht aus der streng orthodoxen Gemeinschaft der Satmarer gebannt liest, wie die Autorin heimlich studierte und mit ihrem Sohn durch die USA reiste, um nach Stationen in Spanien, Frankreich und Ungarn schließlich in Deutschland anzukommen. Das Buch ist ebenso reich an Zitaten, etwa von Epikur, Jean Baudrillard, Joseph Roth oder Primo Levi, wie an klugen Reflektionen, staunt der Rezensent, der auch fasziniert liest, wie sich die jüdische Feministin, deren Großmutter in Bergen-Belsen war, in Deutschland eingelebt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.05.2017

Nach "Unorthodox" liegt mit "Überbitten" der zweite Teil von Deborah Feldmanns "faszinierender Lebensmitschrift" in einer gelungenen Übersetzung von Christian Ruzicska vor, freut sich Rezensentin Katharina Teutsch. Die Kritikerin folgt hier der jüdischen Autorin aus der Upper East Side, wo Feldmann unter existentieller Not und dem Zynismus der Superreichen litt, auf ihrer Spurensuche nach jüdischen Identitäten quer durch Europa, erlebt philosemitische Begeisterung in Deutschland, Antisemitismus in Ungarn oder jüdische Folklore in Paris und erkennt, wie unmöglich die Realisierung eines globalen Judentums in Europa noch immer ist. Beeindruckt liest Teutsch in diesem an tiefen Einsichten reichen Buch zudem, wie die Autorin in ihrer neuen Heimat Berlin ankommt, den Prozess um Marcel Zech, der mit einem Auschwitz-Tattoo durch ein Spaßbad paradierte, erlebt und schließlich zur Ruhe kommt.
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