David Blackbourn

Die Eroberung der Natur

Eine Geschichte der deutschen Landschaft
Cover: Die Eroberung der Natur
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2007
ISBN 9783421059581
Gebunden, 592 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Mit 10 Karten und 31 Abbildungen auf Tafeln. Aus dem Englischen von Udo Rennert. Die deutsche Landschaft wurde seit dem 18. Jahrhundert grundlegend und planvoll umgestaltet. David Blackbourn erzählt, wie die Deutschen sich aufmachten zu einem Feldzug gegen ihre Umwelt und wie sie Tier- und Pflanzenwelt, Flüsse und Marschland Schritt für Schritt bezwangen: Von Friedrich dem Großen, der die Trockenlegung von Sumpfland als "Eroberungen von der Barbarei" betrachtete, über den "Bezähmer" des Rheins Johann Gottfried Tulla und den Dammbauer Otto Intze bis zu den Nationalsozialisten, die im Osten "Lebensraum" zu erobern suchten. Landgewinnung und "Rassenpolitik" gingen hier Hand in Hand. Blackbourn beschreibt das Werden der deutschen Landschaft und erklärt gleichzeitig, wie sich Deutschland zu einem modernen Staat entwickelte. Er eröffnet dem Leser einen Blickwinkel, der hilft, die deutsche Geschichte besser zu begreifen. Dabei rührt er aber auch an Probleme, die heute aktueller sind als je: den Klimawandel und das Aussterben von immer mehr Tier- und Pflanzenarten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.12.2007

Positiv hat Rezensent David Oels diese "Geschichte der deutschen Landschaft" von David Blackbourn aufgenommen. Dem Historiker gelingt es seines Erachtens überzeugend, die These zu belegen, die Natur unterliege einer kulturellen Konstruktion und sei immer schon vom Menschen gestaltet worden. So führe Blackbourn entlang der Geschichte deutscher Gewässer von der Trockenlegung des Oderbruchs durch Friedrich den Großen über Deichbauten und Entwässerungen bis zur "Jahrhundertflut" von 1997 vor Augen, wie kulturelle Absichten und Vorstellungen die Wasserlandschaft nachhaltig veränderten. Oels schätzt das Buch als "lehr- und inhaltsreich" und bisweilen auch als "spannend". Zudem lobt er die gute Übersetzung. Allerdings wirken manche Deutungen Blackbourns auf ihn etwas "konstruiert". Gleichwohl hätte er gern noch weiter gelesen, etwa über den deutschen Wald oder über Garten- und Parkanlagen. "Dass solche Bücher lesbar und intellektuell anregend sein können", so sein Fazit, "hat Blackbourn indes allemal bewiesen."

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.11.2007

Bemerkenswert scheint Jakob Vogel dieses Buch über die "Eroberung der Natur" in Deutschland, das der britische Historiker David Blackbourn vorgelegt hat. Dem Autor gelingt es seines Erachtens überzeugend zu zeigen, dass nationale Vorstellungen und konkrete Eingriffe das Gesicht deutscher Landschaften stark veränderten, die scheinbar natürlichen Landschaften im Grunde Produkt der Geschichte sind. Am Beispiel des Wasserbaus in den letzten 250 Jahren, der Begradigung von Flüssen, der Trockenlegung von Sümpfen, dem Bau von Deichen und Talsperren, führe der Autor die radikale Umgestaltung von Landschaften vor Augen. Wobei Blackbourn einräume, dass Eingriffe des Menschen in die natürliche Umwelt nicht erst mit der modernen Technik begannen. Als eine "Geschichte der deutschen Landschaft", wie der der Untertitel des Buchs lautet, will Vogel das Werk allerdings nicht durchgehen lassen, schon weil er in Blackbourns Bild Berge und Felder vermisst. Nichtsdestoweniger lobt er das Buch als ein lebendig geschriebenes, ausgezeichnet übersetztes und insgesamt "faszinierendes" Werk.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2007

Auf ein Buch wie dieses trifft man nicht alle Tage, stellt Jürgen Kaube rundum begeistert fest. Auf den ersten Blick klingt das gar nicht so interessant: Eine Geschichte des deutschen Umgangs mit seinen Wassern und Wasserwegen. Dahinter aber verbirgt sich, jedenfalls wenn einer wie der in Harvard lehrende Historiker David Blackbourn sich damit befasst, eine Staunen machende Studie über das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Landschaft. Und das heißt: eine Geschichte von Technik und Technik-Ideologie, die so manches, was man bisher glaubte, auf den Kopf stellt. Romantik, so könnte man eine These zusammenfassen, ist etwas, das sich gerade nach gravierender Umwälzung der Natur einstellt. Es geht in dem Band um die Begradigung des Rheins, die Nutzbarmachung des Oderbruchs und um Kanäle und Trockenlegungen. Blackbourn nützt Literarisches ebenso wie Akten oder Statistiken als Quellen und hat alles, so Kaube, "in großer Ausgeruhtheit" aufgeschrieben. Das mache diese historische Studie zu einer ungemein bereichernden Lektüre.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.10.2007

Das sind 600 Seiten ganz nach dem Geschmack von Ute Frevert. "Glänzend geschrieben" und gespickt mit Informationen, so punktet David Blackbourns Geschichte der deutschen Landschaft bei der Rezensentin. Blackbourn bleibe "nüchtern", wenn er den deutschen Umgang mit der Natur trotz aller romantischen Naturideale als ständige und voranschreitende Eroberung beschreibt. Das sei von der Trockenlegung des Oderbruchs durch Friedrich II., wo die Darstellung einsetzt, bis zur nationalsozialistischen "Landnahme" im Osten so gewesen. Nun wünscht sich die Rezensentin allerdings eine Naturgeschichte in europäischem Ausmaß. Denn auch wenn Blackbourn gegen die Auffassung einer speziell deutschen "Antimoderne" anschreibe, so erwähne er doch gleichzeitig auch immer wieder die besondere Naturverbundenheit der Deutschen. Ist also Deutschland ein Sonderfall? Das möchte Frevert von Blackbourns Nachfolgern gerne wissen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2007

Begeistert lobt Rezensentin Susanne Mayer diese "mit 600 Seiten fast kurz wirkende" Studie zur Ideengeschichte der deutschen Landschaft aus "politischen und ökonomischen Szenerien" heraus und ihre Rückwirkung auf "unsere Seelenlandschaft". Das Buch ist aus Sicht der Rezensentin nicht nur "methodisch tief schürfend" und "weit ausholend", sondern auch "äußerst unterhaltsam" ausgefallen. Und es führte sie gedanklich in Gegenden, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorzustellen wagte. Mit seinem Buch zeige David Blackbourn den Deutschen deshalb auch, "wer sie sind". Die Untersuchungen des amerikanischen Historikers gälten nicht allein Landschaften, die zu politischen Idiosynkrasien und Sinnbildern für Abstakteres wie Eroberung oder Verlust geworden sind, sondern auch großen Kolonialisierungsprojekten und ihrer zivilisatorischen Bedeutung, der Funktion von Landschaften oder den Biografien von Menschen, die es mit ihrer Bezwingung aufgenommen hätten. Was das Buch neben seinem Gedankenreichtum und seiner Methodenvielfalt für die Rezensentin außerdem zur "atemlosen Lektüre" macht, sind die "Virtuosität des Stils", gut platzierte Anekdoten  sowie die Art und Weise, wie Blackbourn die "Flugbahn von Motiven", Schlüsselbegriffen und Begehren durch die Zeiten verfolgt und zum geistigen Panorama gestaltet hat.