Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch-Neuhochdeutsch

Nach der Handschrift C der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe
Cover: Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutsch-Neuhochdeutsch
Artemis und Winkler Verlag, Düsseldorf; Zürich 2005
ISBN 9783538069909
Gebunden, 856 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Vollständige Ausgabe, herausgegeben und neu übersetzt von Ursula Schulze. "Uns ist in alten maeren wunders vil geseit" - so beginnt die berühmteste Dichtung deutschsprachiger Heldenepik des Mittelalters. Zurückgreifend auf uralte Stoffe aus dem 5. und 6. Jahrhundert, erzählt das Nibelungenlied in knapp 10 000 Versen und 38 Aventiuren von Liebe, Treue, Rache und Tod. Eindrucksvoll sind die archaische Sprache und strophische Formkunst des Originals, die üppigen Schilderungen der Pracht des höfischen Lebens, der zahlreichen Schlachten und Kämpfe. Bis zu seiner Wiederentdeckung durch den Schweizer Literaturprofessor Johann Jakob Bodmer im 18. Jahrhundert galt das Nibelungenlied als verschollen. Rasch avancierte es dann zum vielfach gefeierten, ideologisch verbrämten und instrumentalisierten "Nationalepos der Deutschen". Die Handschrift C bietet die älteste erhaltene vollständige Version des Epos aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und war die im Mittelalter deutlich dominierende Fassung. 

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.02.2006

Joachim Heinzle begrüßt diese von Ursula Schulze herausgegebene Ausgabe des Nibelungenlieds. Das "große Verdienst" der Ausgabe sieht er darin, dass Schulze dem Epos die Version des wichtigsten mittelalterlichen Bearbeiters aus dem 13. Jahrhundert, den Codex C, zugrunde gelegt hat. Daher könne der Leser das Werk nun so lesen, "wie es das Mittelalter geschätzt hat". Kritik äußert Heinzle dagegen an der Einrichtung des mittelhochdeutschen Textes. Sie betrifft die uneinheitliche, inkonsequente Schreibweise dieses Textes. Der modernen Herausgeber hat Heinzle zufolge zwei Möglichkeiten damit umzugehen: er könne den handschriftlichen Text zeichengetreu transkribieren, oder er ihn "normalisieren". Zu Heinzles Bedauern kombiniert die Neuausgabe die Nachteile beider Verfahren, indem sie einen Text bietet, der halb Transkription und halb Normalisierung ist. Um so größer ist seine Freude über die Qualität der Übersetzung. Diese enthalte wesentlich weniger Fehler als die bisherigen Übersetzungen und lese sich "wesentlich flüssiger". Lobend äußert er sich zudem über das Nachwort, die kommentierende Inhaltsübersicht und kundige Sacherklärungen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.12.2005

Hans-Herbert Räkel begrüßt diese Neuübersetzung des Nibelungenlieds von Ursula Schulze. Wie er berichtet, besteht der Hauptunterschied zu den zahlreichen kritischen Ausgaben auf dem Buchmarkt in der zugrundeliegenden Handschrift, bieten Text und Übersetzung der vorliegenden Ausgabe doch die sogenannte Fassung C aus der Karlsruher Badischen Landesbibliothek mit ihrem "fortgeschritteneren Bearbeitungsgrad der schriftlichen Dichtung". Diese zeichnet sich nach Auskunft Räkels dadurch aus, dass sie die höfische Kultur des staufischen Zeitalters mehr akzentuiert als die anderen Hauptquellen. Schulzes Übersetzung scheint ihn überzeugt zu haben. Sie wolle zum Original hinführen und erstrebe keinen eigenen prosaischen Erzählstil. Interessant findet er insbesondere den Hinweis Schulzes auf die sogenannte "Nibelungenklage", die mit ihren mehr als 4000 Reimpaarversen im Mittelalter, in zeitlicher Nähe zum Epos weitererzählend einen Weg in die Zukunft gezeigt habe, "die Bewältigung des Untergangs durch Trauer und die Fortführung der Herrschaft in einer neuen Generation" (Schulze). Zum Bedauern des Rezensenten wurde diese "Nibelungenklage" von der Germanistik bisher nicht hinreichend gewürdigt.
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