Daniil Charms

Fälle

1 CD gelesen von Peter Urban
Cover: Fälle
Kein und Aber Records, Zürich 2003
ISBN 9783036911397
CD, 17,50 EUR

Klappentext

Daniil Charms - ein Klassiker der russischen Avantgarde - vorgelesen von seinem Übersetzer Peter Urban. Auf Überraschungen sollte man bei Daniil Charms gefasst sein. Keine seiner Episoden, Szenen und Erzählungen entwickelt sich so, wie man es erwarten würde: Ein rothaariger Mann, der keine Augen und keine Nase und auch sonst überhaupt nichts hat, erweist sich für den Fortgang der Geschichte als völlig unbrauchbar, weshalb der Erzähler beschließt, lieber nicht mehr von ihm zu sprechen; ein Hungriger isst Buletten, die zu wenig Fleisch enthalten, worauf seine Ohren zu Boden fallen und ihn jählings der Tod ereilt; ein Damenbesuch endet damit, dass sie - ritsch-ratsch - eine Glatze bekommt; und eine vier-, nein eigentlich fünfbeinige Krähe wundert sich, wozu sie Kaffee gekauft hat. Charms geht von ganz alltäglichen Katastrophen aus, schildert die Rohheit der Leute, ihre im Unglück endende Dummheit. Das ganze Leben erscheint als eine Kette von tragischen Zwischenfällen, diktiert von Zufällen, voller absurder Komik und schwarzem Humor. Mit Witz, Wortspiel und ohne alle Sentimentalität schreibt Charms wider die Logik des Alltags und bricht damit die Idiotie des Lebens und bedrohliche Lebensrealitäten auf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.12.2003

Tobias Lehmkuhl nimmt dieses Hörbuch mit 37 Prosatexten des russischen Schriftstellers Daniil Charms zum Anlass, die Bemühungen Peter Urbans um die russische Literatur zu würdigen. Er hat sich nicht nur als Übersetzer und Herausgeber um russische Autoren verdient gemacht, sondern zeigt sich mit diesem Hörbuch auch als "versierter Vorleser", lobt der Rezensent. Charms "absurde, skurrile, groteske" Texte begeistern den Rezensenten mit ihren scheinbar unpolitischen Erzählungen aus dem "schrecklichen Leben" und von den ganz "gewöhnlichen Menschen". Er findet, dass Urban durch seinen "scheinbar plaudernden Ton" die Abgründigkeit der Texte besonders gut zum Vorschein bringt. So werde der Zuhörer nicht nur "glänzend unterhalten", sondern spüre mittels der "minimalen Modulationen", mit denen Urban die Prosastücke lese, auch die Verunsicherung, die von den Texten Charms ausgingen, so der Rezensent begeistert.
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