Dagmar von Gersdorff

Vaters Tochter

Theodor Fontane und seine Tochter Mete
Cover: Vaters Tochter
Insel Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783458364306
Kartoniert, 197 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Marthe Fontane, genannt Mete, war das Lieblingskind des Schriftstellers: intelligent, geistreich, eine glänzende Briefschreiberin. Die kluge Tochter war die Vertraute des Vaters, seine Meerfee, Muse und Scheherazade. Ihr Wesen und ihr Schicksal spiegelte er in Romanen wie "Effi Briest", "Frau Jenny Treibel" und in Figuren wie der Melusine im "Stechlin". Die Heiratsabsichten der Zwanzigjährigen erfüllten sich nicht, denn "ohne Mitgift" war die begabte und selberdenkende "Tochter aus gutem Hause" wenig begehrenswert. Sie erlernte den einzigen Beruf, der Frauen zur Verfügung stand, und ging als Erzieherin zu einer adligen Familie aufs Land, kehrte jedoch bald ins Elternhaus zurück und stand dem alternden Vater zur Seite. Doch Metes Verhältnis zur Mutter war gespannt, ihre "Nervosität" und Anfälligkeit nahmen zu; und Fontane beklagte einerseits, dass Mete ihm auf der Tasche lag, gleichzeitig fiel es ihm immer schwerer, sie gehen zu lassen. Er starb vier Tage nach ihrer Verlobung mit einem älteren Witwer. Ob sie in der Ehe ihr Glück fand, ist fraglich. Sie starb 1917 mit sechsundfünzig Jahren nach einem Sturz vom Balkon ihrer Hauses. Dagmar von Gersdorff erzählt von dieser vielschichtigen, widersprüchlichen Vater-Tochter-Beziehung - und von einer Frau, die in Depressionen und Krankheiten flüchtete, weil sie keine Möglichkeit hatte, ihre reichen Begabungen und Talente anzuwenden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 15.10.2019

Auch für Martha Fontane war das Leben leider ein Fontane-Roman, muss Rezensentin Christine Hoffmann feststellen. In Dagmar von Gersdorffs Biografie der Mete genannten Schriftsteller-Tochter kann sie nachlesen, wie schwierig es für die junge, kluge, gebildete, vielleicht etwas kapriziöse Frau war, beruflich und privat ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Dass sie am Ende als Hauslehrerin ihr Geld verdiente und erst mit 37 Jahren den 59-jährigen verwitweten Architekten Karl Fritsch heiratete, zeugt von entgangenem Lebensglück. Wie differenziert die Biografin Martha Fontanes Leben erzählt, weiß die Rezensentin zu schätzen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.09.2019

Rezensentin Edelgard Abenstein entdeckt in Dagmar von Gersdorffs Biografie über Fontanes Tochter Marthe, genannt Mete, zwar nicht viel Neues, sieht in dem Buch dann aber doch mehr als ein bloßes "Jahrestagsanhängsel". Die Autorin zeichnet laut Rezensentin recht isoliert von zeitgeschichtlichen Kontexten das Leben der jungen Frau nach, die zwar selbstbewusst und gebildet war, aber auch mit Depressionen kämpfte und mangels Mitgift lange keinen Mann fand. Dabei stützt sich die Autorin zwar auf die Vorgängerbiografie von Regina Dieterle, so Abenstein, schlägt aber - und das gefällt der Rezensentin - einen anderen Deutungsweg ein, indem sie Marthe Fontane nicht als emanzipatorische Größe, sondern als zwischen Freiheitsanspruch und Sehnsucht nach gesellschaftlicher Zugehörigkeit "zerrissene Existenz" beschreibt. Nur der letzte Lebensabschnitt Marthas, ihre Ehe, wird der Rezensentin etwas zu schnell abgehandelt.