Colin McAdam

Fall

Roman
Cover: Fall
Klaus Wagenbach Verlag, München 2010
ISBN 9783803132338
Gebunden, 392 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Die Diplomatensöhne Noel und Julius sind im Elite-Internat von St. Ebury nicht nur Zimmergenossen, sondern verlieben sich auch beide in die schöne Fall. Wie der introvertierte Bücherwurm und Gewichtestemmer Noel damit umgeht, dass er gegen den beliebten, gutaussehenden Julius den Kürzeren zieht, erzählt Colin McAdam in seinem neuen Buch. Ein Roman, der die Jugendsprache verliebter Teenager, die nur an das eine denken, in ein literarisches Sprachkunstwerk verwandelt und zugleich das Ende der Jugend beschreibt: Im Internat ermittelt die Polizei in einem Kriminalfall, der die Schüler aus ihrer unbeschwerten Jugend reißt und Erwachsene aus ihnen macht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.03.2011

Colin McAdams Internatsgeschichte "Fall" muss es sich gefallen lassen, von Angela Schader an Robert Musils "Die Verwirrungen des Zöglings Törless" gemessen zu werden und, nein, dessen "gedankliche Tiefe" kann sie dem vorliegenden Werk nicht zusprechen. Trotzdem zeigt sie sich durchaus gebannt von dieser Dreiecksgeschichte, die den beliebten Schüler Julius, den Außenseiter Noel und Julius' Freundin Fallon in unselige Verstrickung geraten lassen. Dabei findet sie den erzählerischen Kunstgriff, die Geschichte aus der hochreflektierten, erwachsenen Rückschau Noels und aus der für einen Achtzehnjährigen in ihren Augen fragwürdig und undistanzierten Perspektive von Julius erzählen zu lassen, zwar nicht gänzlich stimmig. Dennoch hat sie das Gefühl, bei diesem Buch in eine "Art Labor" blicken zu können, in dem die inneren und äußeren Gärungsprozesse Pubertierender eindrucksvoll zu studieren sind und immer noch zeitlose Einsichten in eine höchst labile Existenzform bescheren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.12.2010

Nicht alles an diesem Internatsroman des 1971 geborenen Autor Colin McAdam findet Christoph Schröder gelungen, aber alles in allem hat er ihn mit Spannung und Anteilnahme gelesen. Der Roman erzählt eine Dreiecksgeschichte von den Internatsschülern Noel, Julius und dessen Freundin Fall. Sämtlichen Idyllisierungsgefahren der Internatswelt allerdings geht der Autor konsequent aus dem Weg, stellt Schröder sehr angetan fest. Ihren Sog entfaltet diese Geschichte aus der untergründigen Gewalt, die das ganze Buch bestimmt, erklärt er. Denn dass etwas Schlimmes passieren werde, sei von Anfang an klar, aber wie der Autor dies inszeniere und aus den wechselnden Perspektiven der Schüler erzähle, sei ausgesprochen geschickt, lobt der Rezensent. Während Noel sich allerdings als reflektierter und kluger Beobachter an diese zurückliegenden Ereignisse erinnert, präsentiert sich Julius als tief im Geschehen steckender distanzloser Erzähler. Dadurch erfährt nicht nur die Sprache eine gewisse Verarmung, bedauert Schröder. Auch das Objekt seiner Liebe, Fall, gewinnt keine wirklichen Konturen, moniert der Rezensent. Die "stille Perversion" allerdings, die der Roman im Mikrokosmos des Internatslebens nachzeichnet, findet er bemerkenswert gut dargestellt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 23.10.2010

Eigentlich, versichert die Rezensentin Daniela Zinser, hatte sie gar keine Lust, jetzt noch einmal einen Internatsroman zu lesen. Man kennt, dachte sie, die Klischees, man weiß, wie das läuft. Nach der Lektüre dieses Buchs von Colin McAdam muss sie gestehen: Nein, weiß man doch nicht. Dieses Buch nämlich hat sie sichtlich gepackt. Erzählt wird aus der Sicht von zwei sehr unterschiedlichen Jungs, die im selben Zimmer landen: attraktiv, aus bester Familie, erfolgreich der eine; zwangszwinkernd, Sohn eines Diplomats niederen Ranges der andere. Freunde werden sie doch. Eine Frau namens Fallon kommt ins Spiel, aber die Rezensentin deutet mehr als nur an, dass sich die Dinge da nicht gerade nach Wunsch entwickeln. Toll findet sie an dem Buch, wie der Autor sehr unterschiedliche sprachliche und perspektivische Register zieht. Darüber hinaus ist sie von der Genauigkeit der Beschreibung hingerissen: es fühlt sich bei der Lektüre offenbar an, als wäre man dort.
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