Das Unerhörte und das UnhörbareWas Musik ist, was Musik sein kann
Bärenreiter Verlag, Kassel
2004
ISBN
9783476019844, Gebunden, 329Seiten, 29,95
EUR
Klappentext
Ob in Europa oder darüber hinaus, ob in der Antike oder der Gegenwart - in vielen Kulturen ist Musik mit dem religiösen, politischen und sozialen Leben eng verknüpft. Es kommen Traditionen in den Blick, die mit ihrer Betonung von Verzauberung, Ekstase, Mystik oder der Einheit von Schönem und Gutem abendländischen Musikkonzepten vordergründig fremd gegenüberstehen. Was vermag Musik alles auszudrücken? Welche Einflüsse haben die Musikgeschichte besonders geprägt? Ein leidenschaftliches Plädoyer für alternative Musikkulturen!
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 29.06.2004
Nach der Lektüre von Christian Kadens "Das Unerhörte und das Unhörbare" wollte der Rezensent sich ohrfeigen. Diese Objektwahl verwundert, denn zuvor hatte Björn Gottstein verschiedentlich seinem Unmut über gewisse Schwächen des Werkes Ausdruck verliehen. So solle man doch die "zentrale These", "dass der Musik in der westlichen Welt Wesentliches abhanden gekommen ist", nicht zu einer Verteufelung der abendländischen Kultur als generell "analytisch-zerstörerisch" vorantreiben. Auch den Ton des Werkes moniert er: "Kaden kann sich nicht zwischen wissenschaftlicher Biederkeit und feuilletonistischer Farbe entschließen." Doch fördere Kaden bei seiner Wühlarbeit in "einschlägigen Befunden der Musikethnologie und antiken Quellen" auch "Bestaunenswertes" zutage. Immer wieder komme er auf seine Lieblingsthemen, "politische Macht, Sexualität und Körperlichkeit" zurück. Und dann kommt die große Stunde des Werkes. "In der wohl schönsten Passage" lege der Autor dar, "dass die Fassade des Rathauses von Siena in ihren Proportionen einem Dur-Dreiklang entspricht", und da beginnt der Rezensent "tatsächlich, Architektur zu hören". Und so ist die Ohrfeige nur Ausdruck des ärgerlichen Bedauerns, auf derlei Genüsse solange verzichtet zu haben.