Hirnforschung und WillensfreiheitZur Deutung der neuesten Experimente
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main
2004
ISBN
9783518123874, Kartoniert, 295Seiten, 10,00
EUR
Klappentext
Der Neurophysiologe Benjamin Libet hat in Experimenten nachgewiesen, daß jeder bewußten Handlungsentscheidung Hirnaktivitäten vorausgehen, welche die Handlung bereits festgelegt haben. Was folgt daraus? Hirnforscher wie Gerhard Roth und Wolf Singer behaupten: Unser Wille ist nicht frei, unsere Handlungen sind determiniert. Wenn diese Behauptung zutrifft, ergeben sich daraus schwerwiegende Konsequenzen: Vom Strafrecht bis zu unserem Selbstverständnis als Menschen stünde alles zur Disposition. Aber ist der subjektive Eindruck, frei zu handeln, wirklich bloße Illusion? Sind die Laborbefunde selbsterklärend? Wer entscheidet über deren Deutung? Natur- oder Geisteswissenschaftler?
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 23.11.2004
Ein wenig enttäuscht zeigt sich Rezensent Jürgen Schröder von diesem von Christian Geyer herausgegebenen Band über "Willensfreiheit und Hirnforschung", vor allem weil der Untertitel "Zur Deutung der neuesten Experimente" mehr verspreche, als der Inhalt des Bandes halte. Die "neuesten Experimente" von Libet, Haggard und Eimer nämlich werden zu Schröders Bedauern nur von ganz wenigen Diskussionsteilnehmern besprochen. Größeren Raum nehmen dagegen die beiden Texte von Wolf Singer und Gerhard Roth ein, um deren Positionen sich die Diskussion zu einem guten Teil ranke. Schröder kritisiert, dass sich die Auswahl der einzelnen Beiträge zu wenig an der thematischen Linie des Verhältnisses von Willensfreiheit und Hirnforschung orientiere. So gehe es auch um den möglichen Beitrag, den die Neurowissenschaften zur Geschichtswissenschaft leisten könnten, um die Frage, was bei meditativen und mystischen Zuständen im Gehirn passiere, um "die neurobiologische Naturalisierung reflexiver Innerlichkeit", und so weiter. Generell vermisst Schröder eine begriffliche Verständigung darüber, was man vernünftigerweise unter Willensfreiheit verstehen sollte, für ihn eine Voraussetzung für eine fruchtbarere Kooperation zwischen Neurowissenschaftlern, Psychologen und Philosophen.