Chen Guidi, Wu Chuntao

Zur Lage der chinesischen Bauern

Eine Reportage
Cover: Zur Lage der chinesischen Bauern
Zweitausendeins Verlag, Frankfurt am Main 2006
ISBN 9783861507659
Gebunden, 600 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Hans Peter Hoffmann. Mit zwei Karten. Ausgezeichnet mit dem Lettre Ulysses Award, dem "Nobelpreis für Journalismus". Die chinesische Wirtschaft boomt mit zweistelligen Zuwachsraten. Für die Europäer ist die Volksrepublik ein riesiger Zukunftsmarkt. Doch abseits der neuen Megastädte leben über sechzig Prozent der chinesischen Bevölkerung in bitterer Armut: 900 Millionen Bauern, Land- und Wanderarbeiter. Auf dem Land herrschen Despotie und Willkür. Die Bauern werden mit unsäglichen Steuern und Abgaben belegt - zugunsten der stürmischen industriellen Entwicklung und der Prosperität der Ostküstenmetropolen. China ist ökonomisch und kulturell tief zerrissen - so tief, dass selbst die Bewohner von Peking und Schanghai so gut wie nichts über die Lebensbedingungen der Bauern wissen.
Das chinesische Schriftsteller-Ehepaar Wu Chuntao und Chen Guidi (sie stammen beide vom Land) beschloss, die Situation der Landbevölkerung zu dokumentieren. Sie wollten den Städtern begreiflich machen, in welch zerrissenem Land sie leben, wollten ihnen die vergessene Mehrheit der Nation vorstellen, die Menschen, die bei der Modernisierung Chinas auf der Strecke bleiben. Chen Guidi und Wu Chuntao reisten in die Provinz Anhui und entdeckten erschütternde Zustände. Ihr Buch wurde in China sofort nach Erscheinen zum Bestseller. Doch bereits bei den Vorbereitungen für eine zweite Auflage schritt die Zensurbehörde ein. Inzwischen kursiert es millionenfach als Raubkopie.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.03.2007

Eine aufrüttelnde und wichtige Arbeit sieht Rezensent Sven Hansen in dieser preisgekrönten Reportage über das Elend der chinesischen Bauern von Chen Guidi und Wu Chuntao. Er attestiert dem Autorenpaar, eindringlich die krisenhafte Situation der rund 500 Millionen verarmten Bauern im Hinterland vor Augen zu führen: Anhand von vor Ort recherchierten Fälle dokumentieren Chen Guidi und Wu Chuntao die Rechtlosigkeit der Bauern sowie die Willkür der korrupten Kader in Chinas Dörfern. Überaus instruktiv scheint Hansen auch der zweite Teil des Buchs, in dem mögliche Reformen erörtert werden, die die Bauern entlasten könnten. Dabei wird für Hansen die ganze Komplexität der Probleme sichtbar. Sein Resümee: ein "wichtiges Korrektiv zur meist überschwänglichen und auf Metropolen fokussierten China-Berichterstattung".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2007

300.000 Mal hat sich dieses Buch in China innerhalb von zwei Monaten verkauft, bis es im März 2004 verboten wurde. Seitdem sind wahrscheinlich acht Millionen Raubkopien in den Umlauf gebracht worden. Der Rezensent mit dem Kürzel "dau" lässt keinen zweifel an der Bedeutung und Notwendigkeit dieses Buches, in dem das Schriftstellerpaar Chen Guidi und Wu Chuntao Reprtage aus der chinesischen Provinz versammeln. Sie verstehen sich dabei als Anwälte der 900 Millionen Baunern, die der Willkür, Korruption und Brutalität "lokaler Despoten" ausgesetzt sind. Von einem geschilderten Vorfall berichtet der Rezensent schaudernd, Abgesandte eines Dorfes hätten sich über ihren kurropten Dorfchef beschwert, woraufhin dessen Söhne ihnen die Schädel mit einem Gemüsemesser gespalten hätten. Die Autoren schildern die dörfliche Situation akribisch und detaillert, was ein wenig an den Kräften des Rezensenten zehrte und, wie er vorsichtig anmerkt, nicht immer seine Lesefreude steigerte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2007

300.000 Mal hat sich dieses Buch in China innerhalb von zwei Monaten verkauft, bis es im März 2004 verboten wurde. Seitdem sind wahrscheinlich acht Millionen Raubkopien in den Umlauf gebracht worden. Der Rezensent mit dem Kürzel "dau" lässt keinen Zweifel an der Bedeutung und Notwendigkeit dieses Buches, in dem das Schriftstellerpaar Chen Guidi und Wu Chuntao aus der chinesischen Provinz berichten. Sie verstehen sich dabei als Anwälte der 900 Millionen Bauern, die der Willkür, Korruption und Brutalität "lokaler Despoten" ausgesetzt sind. Von einem geschilderten Vorfall berichtet der Rezensent schaudernd, Abgesandte eines Dorfes hätten sich über ihren korrupten Dorfchef beschwert, woraufhin dessen Söhne ihnen die Schädel mit einem Gemüsemesser gespalten hätten. Die Autoren schildern die dörfliche Situation akribisch und detaillert, was ein wenig an den Kräften des Rezensenten zehrte und, wie er vorsichtig anmerkt, nicht immer seine Lesefreude steigerte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.01.2007

Dieser Lagebericht der chinesischen Bauern in der Provinz Anhui, der 2004 mit dem Lettre Ulysses-Weltpreis für literarische Reportagen ausgezeichnet wurde, ist vor allem eine Anklage, macht Karl Grobe deutlich. Darin schildert das Ehepaar Chen Guidi und Wu Chuntao den Machtmissbrauch und die Willkür von Beamten auf dem Land und ihre Ausbeutung der Bauern. Das Buch bietet einen höchst eindrucksvollen und erschütternden Einblick in das China von heute und das elende Leben der Landbevölkerung, die keinen Anteil am schillernden Aufstieg der Städte haben und auf deren Kosten der neue Wohlstand erreicht wurde, so der Rezensent bewegt. Er weist auf die sehr gelungene Übersetzung ins Deutsche von Hans Peter Hoffmann hin und zeigt sich auch vom Nachwort von Ylva Monschein sehr eingenommen. Als Zustandsbeschreibung des modernen China sei diese Reportage "unverzichtbar", lobt Grobe abschließend.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.12.2006

Zum Besten, was in der letzen Zeit über China geschrieben wurde, zählt Rezensent Tilman Spengler dieses Buch des chinesischen Schriftstellerpaares. Das liegt für ihn nicht nur am "bisweilen beglückend ungestümen" Erzählstil des Duos, der ihn mitunter an Felix Timmermans erinnert. Auch inhaltlich faszinieren die Autoren den Rezensenten mit ihren engagierten und kenntnisreichen literarischen Reportagen, deren Thema seinen Informationen zufolge die wachsende Schere zwischen Arm und Reich, Stadt und Land im boomenden China ist. Die Übersetzung wird ebenso gelobt wie die deutsche Edition insgesamt, zu deren Höhepunkten für ihn auch das "analytisch brillante" Nachwort der Münchner Sinologin Ylva Mondschein zählt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.11.2006

Kai Strittmatter ist begeistert. Das 2004 im Original erschienene, in China verbotene, bei uns gefeierte Buch hält er für eine dringend notwendige Sichtkorrektur: China gefasst als "Porträt eines leidenden Volkes". Die Darbietung findet er spannend wie einen Thriller, die Berichte von kriminellen Beamten und schikanierten Bauern gehen ihm sichtlich unter die Haut. Der von den Autoren Chen Guidi und Wu Chuntao zwar verhüllt, für den Rezensenten jedoch deutlich genug ausgesprochene Schluss des Lageberichts erscheint Strittmatter bedenkenswert: "Die Bauernfrage ist auch eine Systemfrage."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2006

Beeindruckt ist Rezensent Mark Siemons von dieser Großreportage über die verzweifelte Lage der chinesischen Bauern, für die Chen Guidi und Wu Chuntao mit dem Lettre Ulysses Award ausgezeichnet wurden. Die Autoren vermitteln für ihn eine gut recherchierte, differenzierte und präzise Sicht der bäuerlichen Gesellschaft in China, wie sie von außen nicht geleistet werden könne. Akribisch schildern sie nach Auskunft von Siemons nicht nur die Belastung der verarmten Landbevölkerung durch zahlreiche Steuern und Abgaben, Filz und Korruption bei den Dorfkadern sowie Fälle grausamer Behördenwillkür gegenüber Bauern, sondern stellen auch kulturgeschichtliche Zusammenhänge her. Die Pointe des Buchs sieht Siemons darin, dass die ländlichen Verhältnisse im postmodernen Kommunismus Chinas denen in den tausenden Jahren der Vormoderne überaus ähnlich sind.
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