Charles King

Schule der Rebellen

Wie ein Kreis verwegener Anthropologen Race, Sex und Gender erfand
Cover: Schule der Rebellen
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446265806
Gebunden, 480 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Nikolaus de Palézieux. Race, Sex, Gender: Mit diesen Begriffen wird heute gegen Diskriminierung gekämpft. Dass die Biologie den Menschen nicht auf eine bestimmte Rolle festlegt und keine Kultur anderen überlegen ist, erkannte freilich schon eine rebellische Gruppe junger Wissenschaftler um den Ethnologen Franz Boas (1858-1942). Ihre Forschungen widerlegten die Lehren der Rassekundler. Boas selbst unternahm schon früh eine Expedition in die Arktis, erforschte Eskimos und Indianer. Als Professor in New York begründete er die moderne Anthropologie: Margaret Mead und Claude Lévi-Strauss verehrten ihn als Lehrer, die Nationalsozialisten verbrannten seine Bücher. Boas und sein Kreis begründeten ein Menschenbild, für das wir noch heute kämpfen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 11.05.2020

Leander Scholz hält Charles Kings Buch über den Ethnologen Franz Boas und seinen Kreis für ein Buch der Stunde. Vergnüglich und mit Erkenntnisgewinn zu lesen findet er den Band, weil King uns über unsere Vergangenheit wie unsere Gegenwart aufklärt, indem er von der Pionierarbeit von Boas und seinen Schülerinnen, wie Zora Neale Hurston und Ruth Benedict, erzählt, ihre Porträts detailgenau zeichnet und das Programm ihrer revolutionären Arbeit zu den diskriminierenden Aspekten der Klassifikation von Menschen auf den Punkt bringt. Der Autor füllt laut Scholz eine Forschungslücke.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 02.05.2020

Dieses Buch ist eine Biografie des Anthropologen Franz Boas und dessen revolutionärem Kreis junger Schülerinnen wie Margaret Mead und Ruth Benedict, erklärt Rezensentin Katharina Teutsch. Darin wird sowohl Boas' Kampf gegen den seinerzeit virulenten wissenschaftlichen Rassismus Rechnung getragen als auch die Begründung einer anthropologischen Disziplin gewürdigt, die den Grundstein für alle emanzipatorischen Anstrengungen der letzten hundert Jahre darstellt, lobt die Kritikerin. Sie betont, dass das Buch die Leser*innen außerdem hautnah auf die legendären Expeditionen mitnimmt, die die "wilden" Boas-Schülerinnen betrieben haben - spannend und lehrreich zugleich, verspricht Teutsch.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.04.2020

Rezensent Sebastian Fuchs erfährt aus dem Buch von Charles King, gegen welche Widerstände Franz Boas und seine Schülerinnen Margaret Mead, Ruth Benedict, Ella Deloria und Zora Neale Hurston die "cultural anthropology" etablierten. Mit der Darstellung von Karrieren, kulturellen Konzepten und ihrer Praxis gelingt King laut Rezensent das Making-of einer bedeutenden geisteswissenschaftlichen Disziplin. Auch lernt Fuchs dabei, dass Mead und ihre Mitstreiterinnen nicht prüde waren. Dass der Autor in seiner Ethnografie nach rückwärts nichts vereinfacht und auch die blinden Flecken der neuen Wissenschaft sichtbar macht, gefällt Fuchs gut.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.04.2020

Rezensent Ulrich van Loyen lauscht Charles Kings "Entwicklungsroman" der US-Demokratie zwar ohne große Aha-Erlebnisse, aber mit der Hoffnung, sie möge noch nicht an ihr Ende gekommen sein. Wie aus der Anthropologie Franz Boas' und seiner Mitarbeiterinnen und Schülerinnen das moderne Amerika hervorging, schildert der Autor laut Rezensent mit Blick auf die persönlichen Verflechtungen des Kreises im Duktus "popularisierter Wissenschaftsgeschichte". Etwas zu "treuherzig" vielleicht sind die biografischen Schlaglichter im Buch, findet van Loyen. Kings Beschreibungen der Forschungsreisen in die Great Plains oder nach Indonesien scheinen ihm lesenswert.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.2020

Thomas Weber ahnt, dass die Kulturanthropologie lebt und somit Franz Boas und seine wichtigsten Schülerinnen, denen sich Charles King in seinem Buch zuwendet. Den Einfluss von Margaret Mead, Ruth Benedict und Zora Neale Hurston auf die Anthropologie und das Denken über Kultur und Biologie zeichnet der Autor laut Weber nach und weist ihre wissenschaftliche Radikalität in einer Zeit nach, als Eugenik noch Studienfach war. Kings "flotte" Erzählweise krönt seine fundierte Darstellung, findet Weber.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de