WinterquartierRoman
DuMont Verlag, Köln
2006
ISBN
9783832179274, Gebunden, 320Seiten, 21,90
EUR
Klappentext
Übersetzt aus dem Englischen von Dirk van Gunsteren. Lima, Indiana, 1884: Der melancholische Gentleman und Unternehmer Wallace Porter erwirbt in Whiskeylaune einen bankrotten Zirkus, als Denkmal für seine eben gestorbene junge Frau. Das einst verschlafene Lima wird zum pulsierenden Winterquartier des Great Porter Circus: Reich der Akrobatin Jennie Dixianna mit dem blutenden Handgelenk, die jeden Mann betört; Ort der Rache des Elefanten Caesar - eine der Hauptfiguren in diesem vielstimmigen Roman - an seinem Dompteur und Peiniger; Heimat des pseudoafrikanischen Stammes der "Spitzköpfe", die den Zirkusbesuchern exotische Schauer bereiten; Schauplatz einer furchtbaren Überflutung...
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.08.2006
Von einem neuen "Erzähltalent" berichtet Rezensentin Alexandra Kedves und von einem Roman, der eigentlich aus elf Kurzgeschichten bestehe. Cathy Day hat eine Anekdote über ihren realen Urgroßvater als Kristallisationspunkt ihres Debüts genutzt und drumherum eine gut hundert Jahre umfassende Saga über einen Provinzzirkus geschrieben. Dabei hat sie nach Ansicht der Rezensentin eher die traurigen bis tragischen Geschichten des Zirkuslebens im Auge, als das, was gerne als romantisierendes Klischee im Umlauf sei. Gefallen hat der Rezensentin zudem das deutlich erkennbare Vergnügen der Autorin am "Grotesken", aber immer innerhalb eines realistischen Rahmens.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2006
An diesen elf ineinander verflochtenen Erzählungen beeindruckten Rezensentin Angela Schader besonders einige Charakterskizzen sowie die "Schilderungen missglückter, erstarrter Beziehungen", an denen die Autorin sie mit "eiskalter und oft ergreifender Könnerschaft" überzeugte. Die Geschichten dieses Erstlings spielen im Zirkusmilieu, dem die Autorin den Informationen der Rezensentin zufolge auch durch ihre Familiengeschichte verbunden ist. Dankbar gibt die Rezensentin zu Protokoll, dass in Cathy Days Geschichten keine Zirkusklischees oder exotische Nummern vorgeführt werden. Das Schicksal so mancher Figur geht ihr sichtlich nah. Schader hat außerdem ein paar Schwächen zu bemängeln, die sie unter dem Stichwort "Erstling" verbucht und nicht so tragisch nimmt. Insgesamt ist sie durchaus zufrieden.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 15.04.2006
Das Zirkusmilieu, so der Rezensent Sebastian Domsch, ist für die Literatur zugleich verführerischer Gegenstand und gerade als solcher immer schon ein Problem. Zu nahe liegt, zu einfach scheint vom Sujet her das Bunte und Grelle, und rasch liest sich der Leser dann satt am Zirkusgeschehen. Der Clou dieses Buches ist es daher gerade, zwar den Zirkus ins Zentrum zu stellen, jedoch in der Passivität des Winterquartiers im fiktiven Ort Lima in Indiana. Erzählt werden viele Geschichten mit vielen Akteuren, und die Behauptung des Verlags, es handle sich um einen Roman, vereinfacht diesen Zusammenhang in, wie Domsch findet, unzulässiger Weise. Vielmehr ist das alles ein Durcheinander, aber genau so gehöre das auch. Mindestens ebenso problematisch findet der Rezensent die Entscheidung, auf die im Original abgedruckten Fotos zu verzichten, die auf den autobiografischen Hintergrund es Buches verweisen, zugleich aber die Idee der Authentizität bereits in Frage stellen. Obwohl er dem deutschen Verlag keine glückliche Hand bei seinen Eingriffen bescheinigt, ist Domsch aber von diesem Band insgesamt offenkundig sehr angetan.