OpferKriminalroman
Suhrkamp Verlag, Berlin
2013
ISBN
9783518464335, Taschenbuch, 288Seiten, 14,99
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Hannes Meyer. Die verschlafene Idylle eines Küstenstädtchens im Norden Englands wird von einem grausamen Ritualmord erschüttert. Am Tatort wird die blutüberströmte Corrine Woodrow aufgegriffen. Von ihren Mitschülern wurde sie schon immer für einen Freak gehalten. Die Boulevardpresse erklärt sie zur Hohepriesterin eines Satanskults. Zwanzig Jahre nach ihrer Verurteilung rollt ein junger Privatdetektiv die Ermittlung wieder auf, denn er hat Beweise dafür, dass sich alles auch ganz anders abgespielt haben könnte.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 24.05.2013
"Raffiniert" findet Sylvia Staude das Spiel mit Genre-Elementen und Leser-Erwartungen, das Cathi Unsworth in neuem Krimi "Opfer" betreibt. Dass es darin beispielsweise um Satanismus und Ritualmord geht, bedeutet noch lange nicht, dass es in der Geschichte deswegen besonders blutig zugehen muss. Vielmehr versteht sich die Autorin darauf, eine Atmosphäre des Verhängnisses zu schüren, das dann möglicherweise eintritt, möglicherweise aber auch nicht, beschreibt die Rezensentin. Besondere Aufmerksamkeit wendet Unsworth für Beschreibungen und die Ausarbeitung ungewöhnlicher, anschaulicher und einprägsamer Charaktere auf, findet Staude, die aber auch die geschickte Komposition mit verschiedenen Zeitebenen und einer veritablen Überraschung am Ende hervorhebt.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 04.04.2013
Drei 15jährige Schulmädchen im England der achtziger Jahre träumen von der Aufnahme an die Kunstakademie. Zwanzig Jahre später sitzt eine von ihnen wegen Mordes in der forensischen Psychiatrie. Ein Privatdetektiv rollt den Fall wieder auf, erzählt Rezensent Tobias Gohlis. Ihm gefällt besonders, wie Autorin Cathi Unsworth die Musik und Mode jener Zeit nutzt, um die damalige "Aufbruchsstimmung" heraufzubeschwören. Auch die Klassengesellschaft der Briten scheint eine Rolle zu spielen, denn die Hauptperson, Samantha, kommt aus stinkreichen Londoner Kreisen, das Opfer, Corinne, eher aus dem Proletariat, lesen wir. Doch mehr verrät Gohlis nicht, der diesen Krimi auf jeden Fall "ungemein spannend" fand.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 09.03.2013
Nur sehr ungern würde Rezensent Tim Caspar Boehme in dem englischen Provinzkaff, das die Popjournalistin Cathi Unsworth in ihrem Krimi skizziert, ein Dasein als Leiche fristen. Umso besser gefällt es ihm, sich vom sicheren Lesesessel aus in Unsworths "sauber gesponnenem Noir-Gewebe" zu verfangen: Offenbar sehr souverän beherrscht die Autorin das Genrehandwerk für einen finsteren, in den 80ern angesiedelten "Gruselthriller" voller falscher Spuren, die zunächst Umtriebe von Satanisten in Aussicht stellen, die dann später auch tatsächlich auftauchen, doch an anderer Stelle als gedacht. Mehr als das schätzt Boehme aber die persönliche Note, mit der Unsworth die ästhetischen Partikel der seinerzeit florierenden Post-Punk-, New-Wave- und frühen Gothic-Kultur einwebt, im Zuge ikonische Plattencover und Bandsymbole mit Sinn auflädt und damit auch einer vergangenen Ära der Popkultur die Reverenz erweist.