TräumerRoman
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin
2001
ISBN
9783803131645, Gebunden, 176Seiten, 16,36
EUR
Klappentext
Andreas erzählt uns eine Geschcihte: Sein Freund Berhard ist verrückt geworden, und er will wissen, warum. Denn beide haben ähnlich begonnen, in einer Stadt, in einer Schule. Bernhard bricht das Gymnasium ab und will Künstler werden, Andreas versucht den geraden Lebensweg...
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.01.2002
Vernichtend ist Martin Ebels Kommentar zu Carsten Probsts Debütroman - obwohl er dem Buch anfangs ganz wohlgesonnen scheint. Dieser Roman sei kein typischer Debütantenroman, der mit viel Getöse angekündigt werde, sondern ein "stilles, unauffälliges Buch", schreibt er. Doch bei aller Unauffälligkeit scheint ihn eine Menge zu ärgern. Er findet Probsts Umgang mit der Sprache ungeschickt und beobachtet eine "erstaunliche Unsicherheit", zum Beispiel im Umgang mit dem Konjunktiv. Auch inhaltlich findet Ebel diese "Adoleszenz-Geschichte an der Borderline von Geniekult und Psychiatrie-Kritik" misslungen, die Dialoge nennt er "schlicht" und "platt", und dazu vermisst er irgendeine Form von Ironie, die der "enervierenden Waber- und Laberlohe des Helden" etwas entgegensetzen könnte. Zum Schluss hofft er immerhin, dass Carsten Probst "zu der Sorte Schriftsteller (gehört), die die Klippe des zweiten Buches besser umschiffen".
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 13.12.2001
Helmut Böttiger wirkt enttäuscht von diesem Debütroman, in dem die Jugendfreundschaft zwischen Andreas und seinem psychotischen Freund Bernhard erzählt wird. Der Rezensent sieht in dem Buch ziemlich viel Potential und stellt anerkennend fest, dass der Autor "einiges riskiert" hat. Es fehle auch völlig die Gefälligkeit, die in der deutschsprachigen Literatur zur Zeit Konjunktur habe. Aber das genügt offensichtlich nicht. Der Rezensent bemängelt die zum Teil "hölzernen Dialoge", sieht sich durch "ungelenke Sätze" aus dem Lesesog der Geschichte herausgerissen. Außerdem ist ihm die psychische Entwicklung des Protagonisten nicht glaubhaft genug dargestellt. Insgesamt, meint Böttiger, wird "zu viel behauptet und zu wenig dargestellt".
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 15.11.2001
Martin Krumholz findet die Idee von Carsten Probst Erzähldebüt durchaus "vielversprechend", die sprachliche Realisierung jedoch gänzlich misslungen. Probst favorisiert den Dialog, der, wie Krumbholz einräumt, " zum Schwierigsten des schriftstellerischen Handwerks" gehöre. Die Dialoge im "Träumer" findet der Rezensent jedoch "papieren und umständlich". Die sprachlichen Schwächen des Buches führen seiner Meinung nach dazu, dass der Leser gar nicht versteht, worauf der Autor eigentlich hinaus will, bedauert Krummholz, und empfiehlt Probst, sich bei seinem zweiten literarischen Anlauf einmal mit der indirekten Rede zu versuchen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001
Um das Romandebüt des 35-jährigen Carsten Probst in seiner ganzen Tiefe begreifen zu können, sollte der Leser schon Robert Musil gelesen haben. Denn Bernhard, der Protagonist in Probsts Geschichte, erinnert Sibylle Cramer stark an Musils "Möglichkeitsmensch". Auch er lebt in einem "Gespinst aus Einbildungen, Dunst, Träumen und Konjunktiven", schreibt die Rezensentin. Seine "Gespinsthaftigkeit" führt ihn schließlich in die Psychiatrie, wo er erkennt, dass dies seine Welt ist, referiert Cramer weiter den Inhalt. Das Buch hat sie schon beeindruckt, insbesondere Probsts Unterfangen, einen Roman ohne Geschichte zu erzählen, einen Erzähler zu konstruieren, der Geschichte im eben Erlebten ausfindig macht. Und doch übt Cramer auch Kritik: Dem Autor habe es am Ende an Sensibilität gefehlt, Sprache als Instrument einzusetzen, um mit dem Erzählstoff zu spielen und Nuancen einzubauen.