Ohne Eifer, ohne ZornNovelle
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main
2013
ISBN
9783627001933, Gebunden, 129Seiten, 12,90
EUR
Klappentext
Branzger ist ein Mann mit Pseudonym, der mit einer Frau Ferngespräche führt, der seinen Nachbarn im Auge behält, zu Huren geht, Roulette spielt, Bodybuilding betreibt, eine unvollendete Geschichte hervorholt, von psychologischen Artikeln lebt, sich im Telefonbuch als Exzentriker ausgibt - und immer wieder Opfer seiner eigenen Wünsche wird. Vom Balkon aus entdeckt Branzger eines Tages, dass sein Nachbar tot ist. Von da an verfolgt er die Verwesung der Leiche. Und noch ein Zufall kommt ins Spiel: Branzger trifft auf das scheinbar vollkommene Objekt seines Begehrens: eine Frau, die gerade einen Brief aufgibt nach Salò in Oberitalien, und seinem Phantasma einen Namen verleiht.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2013
"Verdammt harter Stoff!" meint Rezensentin Rose-Marie Gropp nach der Lektüre von Bodo Kirchhoffs 1979 erschienener Novelle "Ohne Eifer, ohne Zorn". Auch heute findet die Kritikerin die Geschichte um einen in seiner Gleichgültigkeit und einsamen Zufriedenheit dahinsiechenden Schriftsteller, der sich den Tag mit exzessiver Selbstbefriedung, zwanghaft analerotischer Fixierung oder dem Beobachten des Verwesungsprozesses einer Männerleiche vertreibt, noch äußerst "verschreckend". Dennoch kann Gropp die Lektüre dieses "kalten, fordernden" Buches nur empfehlen: Zum einen aufgrund der interessanten politischen Reflexionen und der starken Äußerlichkeit, in der Kirchhoff seinen Protagonisten als Protest gegen die literarischen Innerlichkeiten der siebziger Jahre belässt, zum anderen wegen des erkenntnisreichen, kürzlich verfassten Nachwortes des Autors, welches der Kritikerin wie ein "unsentimentales Bekenntnis" zu dieser "schmerzhaften" Novelle erscheint.