Bernd Stiegler (Hg.)

Spuren, Elfen und andere Erscheinungen

Conan Doyle und die Fotografie
Cover: Spuren, Elfen und andere Erscheinungen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100751454
Gebunden, 368 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Was haben Sherlock Holmes und Spiritismus gemeinsam? Arthur Conan Doyle kennt man vor allem als Autor der Sherlock Holmes-Geschichten. Sein Werk ist allerdings weitaus umfangreicher und verzweigter: Es umfasst historische Romane, politische Pamphlete, historische Studien, Science-Fiction-Romane und nicht zuletzt zahlreiche Publikationen zum Spiritismus. Die Fotografie spielt dabei eine zentrale Rolle und lässt eine höchst eigentümliche Vorstellungswelt erstehen. Sie erlaubt es zugleich, die Welt um 1900 mit all ihren Merkwürdigkeiten in den Blick zu nehmen: Für die Zeitgenossen war Sherlock Holmes eine real existierende Figur, für seinen Autor aber bezeugten Fotografien von Elfen, Verstorbenen und Geistern deren Existenz. Ihre Fotos und die anderer merkwürdiger Wesen sammelt dieses Buch mitsamt dem Imaginarium, das sich um sie rankt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 30.01.2015

Ein ganz neues Bild vom Schöpfer Sherlock Holmes' erhält Sylvia Staude bei Bernd Stiegler. Lauter schöne Gedanken macht sich der Autor, findet Staude, sammelt kuriose Details und schreibt genauestens auf, was es mit Arthur Conan Doyles Faible für den Spiritismus auf sich hat. Dass ausgerechnet der Erfinder des Vernunftmenschen Holmes sich für Lichtbildtechnik interessierte, aber so, dass er damit seinen Aberglauben nährte, lässt Staude staunen. Gnome, Geister und Elfen aber, auch das erfährt die Rezensentin bei Stiegler, bewegten sich damals noch "am Rand des common sense".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.12.2014

Spannende Lektüre war dieser Band über Arthur Conan Doyle und die Fotografie für den Rezensenten Thomas Steinfeld. Und gelernt hat er auch was. Mit Sherlock Holmes erfand der britische Autor Arthur Conan Doyle eine Figur, die den Wissenschaftsoptimismus des frühen 20. Jahrhunderts perfekt verkörperte: Holmes ist eine fotografische "Denk- und Beobachtungsmaschine", so Doyle, die blitzschnell Fakten erfasst, verknüpft und daraus Schlüsse zieht. Damit steht er für den rationalen Positivismus (Steinfeld nennt es "spekulativen Positivismus"), der die Wissenschaften in jener Zeit prägte. Doch Doyle war - auch darin ein Kind seiner Zeit - ein Mann, der an Geister glaubte, an Spiritismus und Elfen. Darüber zankte er sich oft mit seinem Freund, dem Magier Harry Houdini, der das alles für Nonsense hielt, so Steinfeld. Diese widersprüchlichen Züge Doyles und seines Zeitalters in einer "großen geistesgeschichtlichen Allegorie" erfasst zu haben, rechnet Steinfeld dem Autor Bernd Stiegler hoch an.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 06.11.2014

Tobias Lehmkuhl staunt nicht schlecht darüber, was ihm der Konstanzer Germanist und Fotografie-Historiker Bernd Stiegler hier auftischt: der brillante Krimiautor Arthur Conan Doyle, dessen berühmteste Erfindung Sherlock Holmes eine Allegorie der logischen Scharfsinnigkeit ist, glaubte an Geister! Als Beweis für deren Existenz dienten ihm Fotografien, die der heutige Betrachter unschwer als fingiert erkennen kann. Gleichzeitig wusste Conan Doyle genau um die Manipulierbarkeit von Fotos, berichtet der Rezensent. Der faszinierende Autor erscheint ihm nach der Lektüre dieser Studie nun noch faszinierender, und Lehmkuhl hebt hervor, dass es dem Autor gelingt, alle Facetten nebeneinander zu zeigen: "den spinnerten Spiritisten und genialen Kriminalschriftsteller" und noch einiges mehr.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 24.09.2014

Als konservativer Schriftsteller entpuppt sich Arthur Conan Doyle für den Rezensenten mit diesem Buch des Literaturwissenschaftlers Bernd Stiegler. Was Conan Doyle mit Spiritismus am Hut hatte und wie diese Neigung in seine Texte einfloss, erfährt Oliver Pfohlmann ebenso bei Stiegler. Vorzüglich lesbar und aufregend findet Pfohlmann die Zusammenhänge zwischen Literatur und Fotografie und Fiktion und Faktizität, die ihm Stiegler erschließt, etwa wenn er von einem passablen Wisschenschaftsbluff berichtet, den Conan Doyle dereinst zum Spaß inszenierte. Die Frage nach der Motivation für den Geisterglauben allerdings sieht der Rezensent im Band nicht zu seiner Zufriedenheit beantwortet, auch wenn Stiegler ihm die bewahrende Seite Conan Doyles sichtbar machen konnte.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 30.08.2014

Dass Arthur Conan Doyle viel mehr war, als der Schöpfer von Sherlock Holmes, lernt Stefanie Peter aus dem Buch des Literaturwissenschaftlers Bernd Stiegler. Wie Conan Doyle sein literarisches Werk im Bezug zum Spiritismus und zur Fotografie entwickelte (Sherlocks Auge als fotografischer Apparat schlechthin), vermag ihr der Autor spannend auseinanderzusetzen. Gleichfalls erfährt die Rezensentin, wie sehr sich bei Conan Doyle Fakt und Fiktion, Wissenschaft und Religion, Diesseits und Jenseits miteinander mischten und wie die damalige Zeit dies begünstigte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.08.2014

Jürgen Kaube hält Bernd Stieglers Buch für eine veritable Erweiterung philologischer Spielräume. Wenn der Literaturwissenschaftler Stiegler die Fotografie Ende des 19. Jahrhunderts kulturhistorisch umkreist, ihre Fortschritte festhält und Arthur Conan Doyles Faible für sie auslotet, lernt Kaube über Doyles fotografisch unterstütztes Engagment im Kongo, aber auch über das fotografische Auge Sherlock Holmes', oder war es Watsons Auge, und hieß nicht sogar eine Kamera so? Kaube scheint verwirrt.
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