Das sozialdemokratische JahrzehntVon der Reformeuphorie zur neuen Unübersichtlichkeit. Die SPD 1969-1982
J. H. W. Dietz Nachf. Verlag, Bonn
2011
ISBN
9783801250355, Gebunden, 750Seiten, 48,00
EUR
Klappentext
Nie hat die SPD im Bund länger regiert, nie die deutsche Gesellschaft intensiver geprägt als in den Jahren von 1969 bis 1982, die als das "sozialdemokratische Jahrzehnt" der alten Bundesrepublik gelten. Der Bochumer Historiker Bernd Faulenbach stellt seine Bilanz der Sozialdemokratie jener Jahre in den Kontext der damaligen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Auseinandersetzungen. Eines der herausragenden Jahrzehnte der Bonner Republik war die Zeit Willy Brandts und Helmut Schmidts, die Zeit des großen Aufbruchs und des Protestes, der Neuen Ostpolitik und der Nachrüstungsdebatte, der inneren Reformen und der alternativen Herausforderungen. Doch nicht nur die Gesellschaft, auch die SPD war einem tiefgreifenden Wandel unterworfen ein Spiegel der großen Probleme, die sich seit 1973/75 häuften: von der weltwirtschaftlichen Entwicklung über den Terrorismus bis hin zu einem verwirrenden »Klimawandel« in der internationalen Politik.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2012
Periodisierungen in der Geschichtsschreibung steht der Rezensent skeptisch gegenüber. Die 70er Jahre als das sozialdemokratische Jahrzehnt zu interpretieren, wie es der Autor dieser Studie macht, lässt bei Werner Link die Alarmglocken läuten. Genaueres Hinsehen führt ihn zu einem Punkt, wo das umfangreiche von Bernd Faulenbach, einem bekennenden Sozialdemokraten übrigens, gewissenhaft ausgewertete Quellenmaterial (der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Willy-Brandt-Archivs) die These des Autors zu torpedieren scheint. Der Koalitionspartner FDP, der Zwist zwischen Brandt und Schmidt in Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik - für Link Hinweise auf eine alles andere als einheitliche SPD. Dass die 70er von der Sozialdemokratie geprägt waren, meint er, lässt sich wohl sagen. Was Sozialdemokratie damals bedeutete, findet er indessen umso schwieriger festzustellen.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 08.12.2011
Gerade recht kommt in den Augen Gunter Hofmanns Bernd Faulenbachs "Das sozialdemokratische Jahrzehnt, nimmt es doch jene unmittelbare Vergangenheit ins Visier, in denen über viele wichtige Themen der Gegenwart gestritten wurde. Als zwei Seiten einer Zeit untersucht der Bochumer Historiker die Kanzleramtszeiten von Willy Brandt und Helmut Schmidt und arbeitet die "Janusköpfigkeit" dieser Ära heraus: einerseits die unter Brandt entstehende "Aufbruchsstimmung" und die in den 70er Jahren sich einstellende "Ernüchterung" unter Schmidt, andererseits die "endgültige Westernisierung" der Bundesrepublik, so der Rezensent. Hofmann sieht es als großen "Vorteil" an, dass der Autor auf so viele Vorgängerwerke zurückgreifen kann, die sich mit dieser "formativen Phase" der Bundesrepublik beschäftigen, und er so zu differenzierten Urteilen kommt. Zugleich bietet er einige bislang unbekannte Quellen, die Überraschendes zutage fördern, wie der Rezensent lobt.