Berit Glanz

Pixeltänzer

Roman
Cover: Pixeltänzer
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783895611926
Gebunden, 256 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Elisabeth, von allen nur Beta genannt, arbeitet in einem Startup: Ihr Alltag wird von Pitches und Teambuilding-Maßnahmen bestimmt; in ihrer spärlichen Freizeit entwickelt sie Tiermodelle am 3D-Drucker und probiert sich durch die Berliner Eisdielen. Als ein Fremder unter dem seltsamen Alias Toboggan sie über eine App kontaktiert, ändert sich ihr Leben. Sein Profilbild weckt ihre Neugier, doch anstelle einer Antwort schickt er sie auf virtuelle Spurensuche. Sie führt Beta zu der Geschichte des Künstlerpaars Lavinia und Walter, das in den Zwanzigerjahren in grotesken Ganzkörpermasken Tanztheater aufführte und mit bürgerlichen Konventionen brach. Statt der erhofften Befreiung von gesellschaftlichen Zwängen kommt es zur Tragödie, als Lavinia zur Waffe greift. Doch je mehr Beta von den beiden erfährt, sich in ihre Hingabe an die Kunst hineinversetzt und mögliche Auswege auslotet, umso stärker wird die Sehnsucht, aus ihrem eigenen oberflächlichen Dasein auszubrechen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.08.2019

Dem Kritiker Jan Jekal zufolge kann man Berit Glanz' gelungenem Romandebüt in zwei Teile gliedern: Der erste bestehe aus erwartbarer, deshalb aber nicht minder treffender Gegenwartskritik, indem die technisierte "Start-up-Kultur mit ihren Arbeitsexszessen und sozialen Ritualen, den vorgeblich flachen Hierarchien und tatsächlichen Zwängen" auseinandergenommen werde, im zweiten aber halte Glanz eine "virtuelle Schnitzeljagd" ab, die auch die wunderbaren Möglichkeiten, die das Internet bietet, nicht verschweige. Die Hipster-Protagonistin mache sich auf die Suche nach einem anonymen virtuellen Freund, der ihr in einer App begegnet sei, und stoße dabei auf aktivistische Texte, die der Gesuchte zu dem Künstlerpaar Lavinia Schulz und Walter Holdt verfasse, das es in der Weimarer Republik tatsächlich gab, erzählt Jekal. Dass das für die Protagonistin ebenfalls in eine Revolution mündet, will der Kritiker verraten, aber natürlich nicht, wie sie dann aussieht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.08.2019

Rezensentin Cornelia Geißler hat sich mit der jungen Autorin und Skandinavistin Berit Glanz getroffen, um dann doch lieber ein Psychogramm der Autorin anhand ihrer Tweets zu erstellen. Das liegt zum einen daran, dass Glanz ungewöhnlich offenherzig twittert, wie Geißler feststellt. Zum anderen scheint die Kritikerin die Kurzmeldungen der Autorin noch ein wenig lieber zu lesen als deren Roman "Pixeltänzer": Die Sorgfältigkeit der Tweets vermisst Geißler im Roman bisweilen, etwa Formulierungen daneben gehen oder die Verbindung der beiden Erzählebenen trotz origineller Einfälle "knirscht". Dennoch hat die Rezensentin das Buch, das ihr von der in einem Berliner Start-up arbeitenden Beta erzählt, die auf die Geschichte der 1896 geborenen Zeichnerin und Schauspielerin Lavinia Schulz stößt, offenbar gern gelesen: Wie Glanz beschreibt, unter welchen Bedingungen Frauen sich selbst verwirklichen können, hat Geißler gut gefallen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 31.07.2019

Rezensentin Insa Wilke hätte sich mehr Konzentration gewünscht in diesem Debüt der Bloggerin Berit Glanz. Was die Autorin über die Welt der Entwickler zu erzählen weiß, scheint Wilke interessant. Glanz' mit Brüchen ausgestattete Heldin, eine talentierte Programmiererin mit Hang zur Renitenz, sowie die Übertragung erzählerischer Verweissysteme in die Programmier- und Managementsprache findet sie überzeugend, auch wenn ihr das Kommentarfeuerwerk im Text zu Poetologie und Literaturbetrieb manchmal zu viel wird. Störend wirkt laut Wilke auch, dass Glanz eine zweite Figur einführt und ihre nerdige Heldin unvermittelt ganz teenagerhafte Briefe schreiben lässt. Das nimmt dem Ganzen Schärfe und "schillernde Künstlichkeit", findet sie.
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