Benjamin von Stuckrad-Barre

Festwertspeicher der Kontrollgesellschaft Remix 2

Cover: Festwertspeicher der Kontrollgesellschaft Remix 2
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln 2004
ISBN 9783462033823
Taschenbuch, 485 Seiten, 12,90 EUR

Klappentext

'Remix 2' ist ein Fortsetzungsroman. Daher die 2 im Titel. Vor vier Jahren erschien 'Remix 1' eine Sammlung von Stuckrad-Barres besten journalistischen Texten und damit eine perfekte Ergänzung seiner erzählerischen Werke wie 'Soloalbum' und 'Livealbum'. Die Grenzen zwischen literarischer und journalistischer Produktion haben sich bei Stuckrad-Barre seither immer mehr verwischt. Der Autor als Jäger, Sammler und Kronzeuge. In einem Schweizer Chemielabor sucht er nach Bomben, bei Paola und Kurt Felix nach dem Geheimnis der Liebe und auf Sylt nach Gartennazis. Er fährt los, ein Kempowski-Porträt zu verfassen und archiviert dessen gerade entstehenden Tagebucheintrag zum 11.9.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.06.2004

Julia Encke schwimmt gegen den Strom der Rezensionstrends und findet Benjamin von Stuckrad-Barres Buch richtig prima. Er brauche es nicht, das falsches Lob, dem zufolge sich irgendwo hinter dem "Phänomen" Stuckrad-Barre - der Typ, der in der Medienwirklichkeit lebt - der Literat versteckt hält. Denn "Literat und Phänomen sind hier eins", meint Encke. Und dass Stuckrad- Barre in dieser, seiner - unserer - Wirklichkeit abräume, was er kriegen kann, um es dann aufzuschreiben und zu verarbeiten - was sei dagegen einzuwenden? "Wer immer etwas über unsere verdammten Jahre in diesem merkwürdigen Land erfahren will", schreibt Encke, "der sollte da hineinlesen". Denn Stuckrad-Barres "Unternehmen ist ein großer Lauschangriff", er hat gute Laune, und was er schreibt, hat Charme. Fazit: "Ein Schriftsteller? Mag sein. Auf jeden Fall ist er ein großer Reporter unserer Zeit."
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 04.06.2004

Benjamin von Stuckrad-Barre nötigt Ursula März einigen Respekt ab, vor allem für seine Fähigkeit der polarisierenden Selbstdarstellung, die sie als brillante mimetische Inszenierung der "kulturellen Krankheit der Gegenwart" interpretiert. Ein bisschen aber auch für sein neues Buch, wenngleich sie manches halbfiktionale Spiel mit Promi-Identitäten etwas platt fand. Dafür fand sie die eine oder andere Reportage ziemlich gut, zum Beispiel den Text über einen Besuch im Bio-Labor eines Waffeninspektors, nicht nur weil Stuckrad-Barre sich hier ein Sujet vornimmt, das vielen "unserer nobel medienscheuen Schriftsteller" nicht unter die Feder käme, sondern vor allem, weil es sich um eine "komplexes Stück politischer Prosa zum Irak-Krieg" handelt. "Die literarische Rolle, die Benjamin von Stuckrad-Barre am meisten liegt", schreibt die Rezensentin, "ist die des Besuchers" - bei Walter Kempowski, in der Bundestagskantine oder eben im Bio-Labor. Darin liegen seine Möglichkeiten, doch dort, räumt sie ein, hören sie auch auf. Aber immerhin - das ist relevanter als sein Privatleben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.06.2004

Cornelius Tittel geht mit dem neuen Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre hart ins Gericht. Er hat in dem aus Berichten über längst vergangene Lesungen, "Madonnas vorletztes Album", eine Parodie auf die "längst vergessene Affäre zwischen Boris Becker und Sabrina Setlur" oder irgendwo abgeschriebene Toilettensprüche keinerlei Erkenntnisgewinn ziehen können und findet dies alles "unfassbar retro". Was der Autor in diesem Buch erzählt, stammt aus einer "längst vergangen Epoche", so der Rezensent gelangweilt und er findet, dass der Autor damit unterhalb des "eigenen Diskurses" dümpelt. Auch die vom Verlag als "raffinierte Textkomposition" gepriesene Erzählkonstruktion ist für Tittels Begriffe nichts weiter als eine "literarische Resterampe". Man müsse in diesem Buch schon lange suchen, um an Texte zu gelangen, die an bessere Zeiten des Autors erinnern. Insgesamt ist das schlicht "unergiebig" und warum man sich für Texte interessieren soll, deren "Welt" sich "seit Jahren nicht gedreht" hat, kann er nicht sagen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.06.2004

Kein gutes Haar lässt Rezensentin Iris Radisch am neuen Werk Benjamin von Stuckrad-Barres oder dem "Teletubby-Autor der jungen deutschen Literatur", wie sie ihn betitelt. Für ihren Geschmack steckt zu viel Fernsehen in dem, was Stuckrad-Barre schreibt. Man könne davon ausgehen, dass der Autor sein Leben nun nicht mehr nur mit dem Fernsehen "verwechselt", sondern selbiges für "die einzig gültige Währung schlechthin" hält. Geschildert werde immer ganz nahe an den "größten Fischen" im TV-Aquarium, wie Inge Meysel, Wickert, Karasek und Reinhard Mey. Unecht und TV-fixiert wirkt auf die Rezensentin jede der Episoden - selbst wenn jemand einfach nur Kaffee trinkt, ist es mit Sicherheit ein "MDR-Begrüßungskaffee". Gelangweilt fühlt sie sich von den immer wiederkehrenden Beschreibungen von Lesereisen, Hotels, Buchhandlungen. Irgendjemand müsse den "Müll sortieren", meint Iris Radisch. Sie selbst hat wohl keine Lust dazu.