Benjamin Carter Hett

Der Reichstagsbrand

Wiederaufnahme eines Verfahrens
Cover: Der Reichstagsbrand
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016
ISBN 9783498030292
Gebunden, 640 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Karin Hielscher. Adolf Hitler war noch keine vier Wochen an der Macht, als am Abend des 27. Februar das Reichstagsgebäude in Berlin in Flammen aufging. Kaum war das Feuer gelöscht, erließ die Reichsregierung eine Notverordnung, die einen permanenten Ausnahmezustand schuf und die bis zum Ende des Nazi-Regimes die Grundlage zur Verfolgung politischer Gegner bleiben sollte. Somit markierte der Reichstagsbrand den eigentlichen Beginn des "Dritten Reiches". Benjamin Carter Hetts Auswertung der Originalquellen wirft neues Licht auf diesen Fall und entlarvt nicht nur die Schwächen der Einzeltäterthese, sondern auch, welche große Deutungsmacht NS-Seilschaften in der Geschichtswissenschaft noch lange nach 1945 hatten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.09.2016

Michael Wildt begrüßt die "Wiederaufnahme des Verfahrens" um den Reichstagsbrand durch den amerikanischen Historiker Benjamin Carter Hett. Als Schlüssel zum Verständnis des NS-Regimes scheint ihm der Brand und die Auseinandersetzung damit immens wichtig, der Band daher höchst lesenswert. Lesenswert auch, weil der Autor die Deutungskämpfe um die Täterfrage für Wildt so anschaulich, mitreißend und kenntnisreich schildert wie keiner zuvor. Auch die Frage, wie die historische Gewissheit der Alleintäterschaft entstehen konnte, vermag Hett dem Rezensenten zu beantworten. Für Widt ein spannendes Buch mit einem frischen, unbefangenen Blick auf die Ereignisse und die Ungereimtheiten und Verfälschungen dahinter, gestützt auf die jahrelangen Archivrecherchen des Autors.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.08.2016

Wolfram Pyta erhofft sich etwas Klärung in Sachen Reichtagsbrand von der im Original bereits 2014 erschienenen Studie des Historikers Benjamin Carter Hett. Die Millionen-Dollar-Frage nach der Täterschaft kann ihm der Autor zwar nicht eindeutig beantworten, dafür fügt er verstreute Indizien zusammen, kann die Alleintäterthese entkräften und ausreichend Stoff liefern, um die Rolle von SA und Goebbels neu zu beleuchten und darin ein politisches Grundmuster, eine Taktik der SA, zu erkennen. Für Pyta bedenkenswert genug, wenngleich er die Befunde aus dem Text mühsam herauslesen muss, da der Autor oft allzu detailverliebt zu Werke geht, wie er schreibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.05.2016

Klaus Hillenbrand möchte noch einmal die Debatte um den Reichstagsbrand führen. Denn von der Frage, ob der Kommunist Marinus van der Lubbe Einzeltäter war oder ob die Nazis ihre Hände im Spiel hatten, hängt in seinen Augen alles ab: Ob Deutschland in die Diktatur gestolpert ist oder ob es von den Nationalsozialisten hineingestürzt wurde. Ein Drittes scheint es für Hillenbrand nicht zu geben. Sehr dankbar ist er daher für diese Veröffentlichung Benjamin Hetts, der den Fall noch einmal gründlich und mit Skepsis aufrollt. Hillenbrand sieht den amerikanischen Historiker besonders geeignet, da er nicht in die Grabenkämpfe der deutschen Nachkriegshistoriker involviert sei. So könne er zum Beispiel aufdecken, dass der Verfassungsschützer Fritz Tobias, der bereits in den Fünfzigern den Spiegel mit alten NS-Akten gefüttert hatte, auch den Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte unter Druck setzte, um die Einzeltäterthese zu forcieren. Er drohte, dessen NSDAP-Mitgliedschaft öffentlich zu machen, wie Hillenbrand geradezu fassungslos berichtet.