No ArtPoems / Gedichte
Suhrkamp Verlag, Berlin
2021
ISBN
9783518429914, Gebunden, 512Seiten, 34,00
EUR
KlappentextAus dem Amerikanischen von Steffen Popp und Monika Rinck. Mit einem Vorwort von Alexander Kluge. Ben Lerner ist einer der klügsten und innovativsten amerikanischen Dichter der Gegenwart. No Art zeigt das breite Spektrum lyrischer Formate, das Lerner beherrscht und fortwährend weiterentwickelt: das zerstörte Sonett, das poetische Denkbild, die gestisch verschobene Elegie, die Rekombination und Variation von Reden und sprachlichen Gesten über den einzelnen Text hinaus. Wiederkehrende Themenbereiche, Vertextungsverfahren und sprachliche Referenzsysteme werden sichtbar, an erster Stelle eine doppelte Auseinandersetzung: mit der kulturellen und politischen Gegenwart der Vereinigten Staaten und der Frage, wie sich denkend und sprechend darauf zugreifen lässt.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.05.2021
Rezensent Andreas Platthaus ist ein Enthusiast, wenn es um die Lyrik von Ben Lerner geht. Daher zeigt er sich enttäuscht von Steffen Popps Übersetzungen in diesem Sammelband, der Lerners lyrisches Schaffen abzubilden versucht. Platthaus vermisst in den "inhaltlich linearen" Übertragungen so ziemlich alles, was Lerners Dichtkunst ausmacht: ein geradezu erotisches Verständnis von Dichtung, das sich in einem besonderen Formbewusstsein niederschlägt, wie Platthaus erklärt, in Rhythmus, Assonanz, Pathos. Nur gut, dass sich die Originalfassungen im Band befinden. Der "Vermittlungserfolg" ist hier ein dialektischer, meint Platthaus.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 04.05.2021
Rezensentin Insa Wilke ist begeistert, dass der Suhrkamp-Verlag nach Ben Lerners erfolgreichem Roman "Die Topeka-Schule" nun auch seine Gedichte herausgibt. Und nicht nur das: Auch ein Essay, in dem Lerner über Lyrik reflektiert, liegt vor, freut sich die Kritikerin. Und so taucht Wilke zunächst ab ins poetische Werk des Amerikaners, übersetzt von Steffen Popp, zum Teil unter Mitarbeit von Monika Rinck - und erkennt die Strukturen der Gedichte, die sich um physikalische Phänomene, Politik und Poetologie drehen. Immer wieder begegnet die Rezensentin Referenzfeuerwerken in den zwischen Fachbegriffen und Alltagssprache changierenden Gedichten, in den nach der Zerstörung ganz neue Bilder zünden. Darüber hinaus sind es aber vor allem die leisen Momente, die die Kritikerin berühren. Zum besseren Verständnis von Lerners Poetologie empfiehlt Wilke dessen Essay "Warum hassen wir die Lyrik?"
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk Kultur, 23.04.2021
Rezensent Nico Bleutge trifft in Ben Lerners Poesieband auf Metametalyrik. Die von Steffen Pop unter Mitarbeit von Monika Rinck laut Bleutge überzeugend übertragenen Texte, teils höchst abtrakte Neunzeiler, teils politische Lyrik, teils sehr verkopft, wie Bleutge erkennt, sind für den Rezensenten am ehesten Diskursgedichte, die Formen des Sprechens untersuchen - in Wissenschaft und Kunst. Wenn der Autor Denkbilder von Benjamin mit Magrittes Gemälden kreuzt, fühlt sich der Rezensent auf vergnügliche Art gefordert, stößt mitunter aber auch an die Grenzen von Lerners Verfahren einer theoriegesättigten Lyrik.