Beate und Serge Klarsfeld: ErinnerungenPiper Verlag, München
2015
ISBN
9783492057073, Gebunden, 624Seiten, 28,00
EUR
Klappentext
Aus dem Französischen von Andrea Stephani, Anna Schade und Helmut Reuter. Nazi! Mit diesem Ruf stürmt Beate Klarsfeld am 7. November 1968 auf dem Bundesparteitag der CDU den Vorstandstisch und ohrfeigt den Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger. Kiesinger war 1933 in die NSDAP eingetreten und hatte während des Zweiten Weltkriegs in der Rundfunkpolitischen Abteilung des Auswärtigen Amtes gearbeitet. Die Ohrfeige ist der Startschuss für die Lebensaufgabe von Beate Klarsfeld und ihrem Mann Serge: als passionierte Nazijäger verfolgen die Klarsfelds die Schreibtischtäter und die Schlächter des Holocaust - in Deutschland, wo sie straffrei leben, im Nahen Osten und in Südamerika, wohin viele geflohen sind. Sie entreißen ihre Opfer dem Vergessen, veröffentlichen ihre Bilder und Namen. Die Erinnerungen des Paares sind Zeugnis ihres lebenslangen Kampfes für die Rechte der Opfer und zugleich bewegendes Dokument einer großen Liebe.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.11.2015
Ohje ohje, diese Kritik werden die Rezensierten aber nicht so gern lesen! Höchst ungnädig nimmt Jürg Altwegg die Memoiren dieser beiden Ikonen der Zeitgeschichte auseinander. Verdienste haben sie allemal - das bestreitet auch Altwegg nicht. Serge Klarsfelds Meisterwerk sei die Entführung des Klaus Barbie mit anschließendem Prozess gewesen, und Beate Klarsfelds Ohrfeige für Kiesinger bleibt eine der bekanntesten Anekdoten der westdeutschen Nachkriegszeit. Aber die Eitelkeit und Schludrigkeit dieser Memoiren! "Hektische Distanz- und Kritiklosigkeit" diagnostiziert Altwegg. Hinzu kommt seine Kritik am Lektorat der deutschen Ausgabe. Selbst die Verweise in den Registern führten in die Irre.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 09.11.2015
Tim Neshitov ist erfreut über diese Autobiografie. Die Lebensleistung von Beate und Serge Klarsfeld bringt ihm der Band noch einmal ins Gedächtnis. Spannend wie ein Krimi und voller Erinnerungen, zeigt der Band für Neshitov den Preis, den die Klarsfelds für ihr Engagement zu zahlen hatten, und erhellt vor allem die zeithistorischen Umstände, vor denen die Arbeit der beiden Nazijäger umso mutiger und wichtiger erscheint, wie der Rezensent erkennt. Dass der zwischen Erinnerungsbuch, Krimi, Liebesgeschichte und Anklageschrift changierende Text auch als Aufruf an kommende Generationen gelesen werden kann, antidemokratische Tendenzen zu erkennen und zu bekämpfen, macht das Buch für Neshitov noch wertvoller.