Astrid Deuber-Mankowsky

Lara Croft

Modell, Medium, Cyberheldin. Gender Studies
Cover: Lara Croft
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783518117453
Taschenbuch, 109 Seiten, 8,64 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Lara Croft, die Heldin des Computerspiels "Tomb Raider", ist in kurzer Zeit zu einem "cultural icon" geworden. Sie ist Traum-Frau und weibliche Heldin, Pin-up-Girl und "Grrl" in einem. Damit bedient sie männliche ebenso wie weibliche Ermächtigungsphantasien. Doch statt die hierarchische Geschlechterordnung zu unterlaufen, befördert der Kult um Lara Croft einen Prozess, der als "Medialisierung" der Körper beschrieben werden kann und der die dualistische Geschlechtermetaphysik auf einem höheren Level auferstehen lässt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.10.2001

Lara Croft ist ein virtueller Superstar. Aber nicht nur das, sie vermag Männer wie Frauen zu begeistern, wenn auch, schreibt Nils Röller über Astrid Deuber-Mankowskys Essay, Männer lieber mit ihr spielen, während Frauen sich mit ihr identifizieren. Lara Croft beschäftigt Feministinnen wie Medientheoretiker. Für die Autorin ist sie, so der Rezensent, ein Fetisch. Röller zeigt sich beeindruckt von der "Lesekunst" Deuber-Mankowskys, denn sie bewegt in ihrem Essay Überlegungen von Butler, de Lauretis und Zizek. Sie "ist eine Software, mit der man bestehende Theorien testen kann". Und doch fehlt Röller der "theoretische Langmut", der sich von kurzweiligen Phänomenen wie Lara Croft emanzipiert. "Schmerzlich" vermisst Röller bei Deuber-Mankowsky eine Trennung von der "Macher-Sprache der Kulturindustrie und der kritischen Sprache".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.10.2001

Die neuen Verhältnisse zwischen dem Körper und seiner ummodellierten und doch virtuellen Entsprechung, wie es Astrid Deuber-Mankowsky in ihrem Essay über Lara Croft analysiert hat, werden uns noch lange beschäftigen, ist sich Morten Kansteiner sicher. Die Film- und Spieleheldin verkörpert, darin stimmt der Rezensent mit der Autorin überein, in ihrer Figur beide Geschlechterrollen: Der hypersexualisierte Körper verweist deutlich auf die Frau, ihr Heldenmut und ihre Schlagfertigkeit auf den Mann - stereotyp gesehen, betont Kansteiner. Dabei seien aber die Geschlechterrollen keineswegs überwunden, im Gegenteil, heterosexuelle Geschlechtermetaphysik werde ein weiteres Mal reproduziert. Lara Croft verkörpert, so der Rezensent, "das Weib ist Leib". Mit allerlei filmtheoretischem Handwerkszeug sei Deuber-Mankowsky der Heldin auf eben diesen Leib gerückt. Für den Rezensenten ist dabei das spannendste Ergebnis, dass mit Lara Croft ein neues Verhältnis zwischen medialen und realen Schauplätzen geschaffen wurde.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.10.2001

Für Marli Feldvoss ist die virtuelle Heldin des Computerspiels "Tomb Raider" innerhalb kürzester Zeit zu einer Kultfigur nicht nur bei Jugendlichen avanciert. Obwohl sie ursprünglich gar nicht als weibliche Heldin gedacht war, sondern eher als eine Art "Indiana Jones", wie Feldvoss schreibt. Deuber-Mankowskys Analyse dieses steilen Aufstiegs der Lara Croft zur postfeministischen Powerfrau siedelt Feldvoss im Schnitt zwischen Genderstudies sowie kulturwissenschaftlicher Medien- und feministischer Filmtheorie an. Die Autorin vermag dadurch, so Feldvoss, den Modellcharakter der Figur herausarbeiten, während andererseits klar werde, dass die hierarchische Geschlechterordnung auf einer neuen, höheren, medialisierten Ebene nicht angetastet werde. Schade, meint die Rezensentin, dass bestimmte männliche Aspekte der Kampfmaschine Lara Croft in der Analyse ausgespart blieben: ihrer Meinung nach ein Opfer des disziplinenübergreifenden Ansatzes.