Arnon Grünberg

Mitgenommen

Roman
Cover: Mitgenommen
Diogenes Verlag, Zürich 2010
ISBN 9783257067620
Gebunden, 742 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Rainer Kersten. Major Anthonys Frau wünscht sich ein Kind, aber es klappt nicht. Ließe sich beim Kampf gegen die Guerilleros nicht ein Kind beschaffen? In einem gottverlassenen Ort irgendwo in Südamerika macht Major Anthony seiner Frau das Mädchen Lina zum Geschenk. Doch Liebe auf Kommando, so funktioniert das nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.03.2011

Rezensent Sven Hanuschek hat Arnon Grünbergs Darstellung des grausamen und stumpfsinnigen Protagonisten Major Anthony, der in einem blutigen südamerikanischen Bürgerkrieg seine brutale Pflicht erfüllt, interessanterweise als "kurzweilig" empfunden. Der Autor Arnon Grünberg, der unter anderem Journalist in Afghanistan und Irak war und außerdem in Krisenregionen von Südamerika recherchiert hat, schildert in einfacher Sprache die zwischen Dumpfheit und kitschigen Familienträumen changierenden Gedanken seiner Hauptfigur und zieht seine Leser damit durchaus in Bann, lobt der Rezensent. Besonders der mit Hartnäckigkeit verfolgte Traum des Majors vom eigenen Swimmingpool amüsiert Hanuschek. Er findet diese Charakterstudie eines Berufsmörders durchaus gelungen. Das Mädchen, das sich der kinderlos verheiratete Major von einem ermordeten Ehepaar als Tochter "mitgenommen" hat und das durch die erlebten Traumata lebenslang geprägt wird, ist der zweite Erzählstrang dieses Romans und hier stört den Rezensenten zwar, dass Grünberg für ihre Gedankenwelt (wie überhaupt für alle auftretenden Personen) die gleiche Sprache wählt wie schon für den Major. Dafür sieht er sehr plastisch dargestellt, was ein Mensch alles aushalten kann und wie es ihn determiniert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.01.2011

Kein gutes Haar lässt Rezensent Ulrich Baron an Arnon Grünbergs Roman "Mitgenommen". Bei seiner Geschichte um einen Major, der seiner kinderlosen Frau das Kind eines gerade ermordeten Oppositionellenpaars schenkt, hätte sich der Autor an der Realität oder an der Literatur Südamerikas orientierten können. Beides hat Grünberg zu Barons Bedauern unterlassen. Er vermisst bei dem allzu langen 700-Seiten-Werk sowohl "tragfähige epische Stukturen" als auch glaubwürdige, psychologisch überzeugende Figuren. Zudem scheinen ihm zahlreiche Details nicht schlüssig und ohne Funktion. Alles in allem hat er den Eindruck, der Autor wollte mal eben einen großen Lateinamerika-Roman improvisieren. Das aber ist nach Ansicht des Rezensenten "grotesk missglückt".
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