Anweisungen an die KrokodileRoman
Luchterhand Literaturverlag, Hamburg
1999
ISBN
9783630870359, Gebunden, 440Seiten, 24,54
EUR
Klappentext
Aus dem Portugiesischen von Maralde Meyer-Minnemann. Antunes hat den vielstimmigen Chor, den wir aus seinen früheren Romanen kennen, auf vier Stimmen reduziert, nämlich auf die Celinas, Fatimas, Mimis und Simones, vier Frauen, die in meist grotesk-absurder Weise an eine Verschwörergruppe gebunden sind. Aus den Stimmen dieser Erzählerinnen konstruiert Antunes die Geschichte der "Krokodile", die gerade dabei sind, einen Coup zu landen.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 11.11.1999
Hans-Peter Kunisch bespricht den Band zusammen mit der in "Sonette an Christus" (ebenfalls Luchterhand) versammelten "kleinen Prosa" desselben Autors.
1) "Anweisungen an die Krokodile":
Ausführlich geht Kunisch auf Antunes` literarische Strategie ein und zeigt, wie Antunes die politische Geschichte Portugals an den privaten Sehnsüchten von vier Frauen bricht, die die Putschbestrebungen ihrer Männer nach der Nelkenrevolution nur am Rande mitbekommen. Für Leser, die nach dem klassischen Modell der literarischen Identifikation suchen, ist Antunes dabei nicht der richtige Autor, meint Kunisch. Denn die Personen würden äußerlich kaum charakterisiert, dafür aber sei ihre Wahrnehmung umso genauer nachgezeichnet. Darin liegt nach Kunisch das raffinierte politisch-literarische Programm des Romanciers: Er reflektiere "über die Belanglosigkeit politischen Handelns für die einzelnen und seine trotzdem vorhandene Wirkung auf ihn".
2) "Sonette an Christus":
Antunes verfolge in der hier versammelten "kleinen Prosa" das gleiche "Wahrnehmungsprogramm" wie in seinem Roman, aber mit einem Unterschied: Hier gebe es, anders als bei den Romanfiguren, ein klar profiliertes Ich, nämlich Antunes selbst. Eine Leichtigkeit charakterisiert diese Prosa, so Kunisch, "die neben den vielen bekannten, großen, monomanen Romanen des portugiesischen Weltliteraten und Schmerzensmanns wie ein frischer Fremdkörper wirkt".
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 12.10.1999
Antunes geht es in diesem Roman keineswegs darum, Terrorismus in seinem politischen Kontext realitätsnah zu beschreiben, stellt Katharina Döbler fest. Vielmehr versuche er "diese Irrationalität, das Wahnhafte und Destruktive daran" zu vermitteln. Den Psychiater Antunes interessierten dabei mehr die Innenwelten, der Realitätsverlust, die Neurosen der vier Frauen, wobei er sich stark leitmotivischer Techniken und Assoziationsketten bediene. Döbler hebt die Perfektion hervor, die Antunes dabei erlangt hat und lobt das Buch als ein "samtschwarzes, klangvolles, sprachmächtiges und forderndes Stück Literatur".