Anthony Atkinson

Ungleichheit

Was wir dagegen tun können?
Cover: Ungleichheit
Klett-Cotta Verlag, Suttgart 2016
ISBN 9783608949056
Gebunden, 475 Seiten, 26,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Judith Elze. Soziale Ungleichheit ist das Grundproblem unserer Zeit. Zwischen Superreich und Bettelarm klafft heute weltweit ein Abgrund, der tiefer und breiter ist denn je. Was sollten, was können, was müssen wir tun? Seine Antwort darauf bringt Atkinson in einem epochemachenden Meisterwerk auf den Punkt. Ein Prozent der Weltbevölkerung besitzt über 50 Prozent des Weltvermögens - Tendenz steigend. 99 Prozent der Weltbevölkerung diskutieren und verzweifeln, handeln aber nicht. Soziale Ungleichheit ist für Anthony Atkinson ganz oben auf der "Agenda der Weltprobleme". Man kann fast alle tagespolitischen Konflikte, die Flüchtlings- und Eurokrise, den Terrorismus und die Kriege im Nahen Osten auf sie zurückführen. Gegen die lähmende Untätigkeit legt der britische Ökonom ein Programm für den Wandel vor und empfiehlt 15 konkrete Maßnahmen für die Bereiche Technologie, Arbeit, soziale Sicherheit sowie Kapital und Steuern.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.11.2016

In Zeiten, wo sich Demokratie mit demokratischen Mitteln abzuschaffen droht, wird es Zeit für neue Modelle demokratischer Partizipation, die die Bürger wesentlich intensiver einbinden, schreibt Elisabeth von Thadden in einer Dreifachbesprechung von David von Reyvbroucks "Gegen Wahlen", Dieter Hoffmann-Axthelms "Lokaldemokratie" und Anthony B. Atkinsons "Ungleichheit". Alle drei Autoren, so Thadden, denken pragmatisch über Verfahren nach, die das Prinzip Demokratie neu beleben könnten. Zwei Elemente scheinen dabei besonders innovativ - das von Reybrouck, aber auch Hoffmann-Axthelm verfochtene Losverfahren und die Idee eines Mindesterbes oder bedingten Grundeinkommens. Durchs Losverfahren würden Bürger aktiv - etwa in einer Bürgerkammer - an Entscheidungsprozessen und der Formulierung von Gesetzestexten mitwirken. Und auch das bedingte Grundeinkommen funktioniert nur, wenn die Bürger mitmachen. Hoffmann-Axthelm sieht dabei laut Thadden die lokale als die entscheidende Ebene der Demokratie. Eine starke EU müsste den Schirm darüber halten. Zu ähnlichen Ergebnissen komme der von Thadden nur kurz angerissene Atkinson. Allen drei Büchern bescheinigt die Rezensentin hohe Überzeugungskraft.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.09.2016

Stefan Reinecke empfiehlt das Buch des britischen Ökonomen Anthony B. Atkinson, den er als Lehrer von Thomas Piketty kennt, dem Leser als meistenteils klug argumentierende, herausfordernde Lektüre. Auch wenn der Autor mit seinem britischem Humor eher sparsam umgeht und mitunter trockene Zahlenkost liefert, seine Analyse der wachsenden globalen Ungleichheit hat es in sich, meint Reinecke. Gute Nachrichten etwa. Denn der Autor ist laut Rezensent der Meinung, Ungleichheit lasse sich politisch bewältigen. Wie das gehen soll, zeigt der Autor in seinem ersten auf Deutsch erscheinenden Buch anhand der Analyse empirischer Daten, aus denen er Lösungsideen entwickelt, wie Reinecke erläutert. So trocken das klingt, so sinnvoll erscheint es dem Rezensenten, weil es fern von linkspopulistischem Eifer ist. Dass Atkinsons 15 Vorschläge, wie Spitzensteuersatz von 65 Prozent und bedingungsloses Grundeinkommen, auf die Revidierung des Thatcherismus und damit ausschließlich auf britische Verhältnisse abzielen, ist für Reinecke neben dem gelegentlichen Old-Labour-Ton der andere Wermutstropfen des Buches. Lernen lässt sich daraus aber auch für Deutschland, meint er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.08.2016

Friedemann Bieber hat mit Anthony Atkinsons Buch eine bemerkenswerte Lektüre hinter sich, nüchtern und radikal. Die Vorschläge des Autors zum Abbau von Ungleichheit, unter anderem ein staatlich garantierter Arbeitsplatz für jeden Bürger, eine Erbschaft bei Eintritt ins Erwachsenenleben und ein Grundeinkommen für alle gesellschaftlich Engagierten, scheinen Bieber, anders als die Ideen von Atkinsons Kollegen Thomas Piketty auf die gesamte Gesellschaft zu zielen. Wenn der Autor in drei Schritten Formen der Ungleichheit unterscheidet, 15 Reformvorschläge folgen lässt und schließlich mögliche Einwände vorwegnimmt, indem er detaillierte Beispielrechungen aufmacht, fällt dem Rezensenten zwar auf, dass sich Atkinson nur auf Großbritannien bezieht und sich seine Analysen nur bedingt auf andere Länder anwenden lassen, die Verständlichkeit und sachliche Fundiertheit des Buches aber und Atkinsons Originalität und Drive haben Bieber in ihrem Bann gezogen und ihn angeregt, grundlegende politische Fragen neu zu stellen.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 27.08.2016

Alan Posener zeigt sich nicht überzeugt von Anthony Atkinsons Vorschlägen, wie der grassierenden Ungleichheit in demokratischen Sytemen entgegenzuwirken sei. Die Macht der Gewerkschaften und NGOs zu stärken, um bessere Löhne zu erhalten, klingt für Posener klassisch sozialdemokratisch. Er hofft auf die radikaleren Vorschläge gegen Ende des Buches, als da wären: ein Erbe aus der Vermögenssteuer für jeden, die Schaffung eines Wirtschafts- und Sozialrats, staatliche Jobgarantie sowie Förderung von Forschung zur Arbeitsplatzschaffung. Das nun findet der Rezensent bedenklich. Denn auch wenn es Google ohne staatliche Grundlagenforschung nicht gegeben hätte, mit Atkinson aber vielleicht auch nicht.

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