Andrzej Stasiuk

Das Flugzeug aus Karton

Essays, Skizzen, kleine Prosa
Cover: Das Flugzeug aus Karton
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783518416105
Gebunden, 231 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall. Am Anfang steht die Sehnsucht des Kindes, zugleich hier und anderswo zu sein. Gestillt wird sie beim Reisen und beim Lesen. Andrzej Stasiuks Essays und Prosaskizzen sind Autoren, Büchern und Filmen gewidmet, sie handeln von Religion und Popkultur, von Verbrechen und Grenzüberschreitungen: ein autobiografisches Album des polnischen Autors, der uns nicht nur seine Lieblingsschriftsteller Beckett, Hrabal und Platonow vorstellt, sondern sich auch als hellsichtiger Kritiker unserer Gegenwart erweist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.10.2004

Der polnische Romancier Andrzej Stasiuk pflegt die "lapidare Redeweise", die Rezensent Yaak Karsunke für sehr geeignet hält, sowohl die kleinen wie die großen Dinge der Welt essayistisch unter die Lupe zu nehmen. Karsunke empfindet es als wohltuend, wie undogmatisch sich Stasiuk seinen Themen nähert, zu denen ebenso die Popkultur zählen wie die klassische Literatur oder Phänomene der Massenkultur. Stasiuk betrachte Polen als Gesellschaft im Umbruch, mit offenen Augen und Ohren sozusagen und vor allem ohne rückwärtsgewandte Sehnsüchte, die den Umwandlungsprozess des Landes unaufgeregt registrieren. Viele Essays befassen sich aber dennoch mit literarischen Arbeiten anderer - Karsunke zählt Camus, Celine oder Burroughs auf - , nur im Fall der polnischen Autoren hätte sich der Rezensent mehr Informationen im Anhang gewünscht, da diese teilweise gar nicht übersetzt seien. Am gelungensten ist seines Erachtens ein Prosatext unter den Essays, der die Chandler-Figur Philip Marlowe mit Dostojewski zusammenbringt und Stasiuks eigene "mentale Mitte", so Karsunke, zwischen Los Angeles und St. Petersburg lokalisiert.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.06.2004

Fasziniert zeigt sich Andreas Breitenstein von diesem Band des polnischen Schriftstellers Andrzej Stasiuk, der autobiografische Stücke, Texte über Filme, Bücher und Autoren, ostmitteleuropäische Impressionen sowie Betrachtungen über vorletzte und letzte Dinge enthält. Zu recht gelte Stasiuk als "Liebling des Feuilletons", findet Breitenstein, schließlich gebe es wenige zeitgenössische Autoren der jüngeren Generation, "deren Schreiben es im Glück des Findens, in der Schule des Sehens und in der Verve des Denkens mit dem Polen aufnehmen kann". Breitenstein nennt die "Erfahrung des Vieldeutigen", die "Faszination des Unvereinbaren", die "Erotik des Fremden" als Themen, die Stasiuk in vorliegendem Buch verhandelt. Seine Aufmerksamkeit widme der Autor dabei dem "Verschwinden des Unverfügbaren", ob es um das "Ende des alten Todes", um Revolution und Utopie, den Wahn der Unsterblichkeit oder den Siegeszug der Pornografie gehe. Die Entzauberung der Welt erscheine bei ihm als organisierter Erfahrungs- und Gedächtnisverlust. "Der Tod Gottes", formuliert der Rezensent eine der zentralen Einsichten Stasiuks, "hat die Menschen nicht frei, sondern zu Sklaven des Körpers, der Einsamkeit und der Artefakte gemacht."