Andreas Neumeister

Könnte Köln sein

Städte. Baustellen. Roman
Cover: Könnte Köln sein
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518419199
Gebunden, 276 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Die Stadt, in der wir leben, die komplett von Menschen gemachte Welt, das ist es, was Andreas Neumeister interessiert. In seinem neuen Buch nimmt er urbane und pseudo-urbane Architektur in den Blick, sei es in München, Mexiko-Stadt, in Los Angeles oder im realkapitalistischen Moskau. Von den Hütten zwischen Stadtautobahnschleifen zu den Regierungspalästen in zentraleren Lagen: Andreas Neumeister fällt erzählend gerne mit der Tür ins Haus, zoomt mitten hinein in die gebaute deutsche Horrorgeschichte, durchmisst Megastädte und Stadtrandwahnsinn.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.05.2008

Lothar Müller bedauert, dass der Autor sein Potenzial nicht ausschöpft. Das ihm im neuen Buch von Andreas Neumeister begegnende Motiv der Verwechselbarkeit von Stadträumen hält er insofern für ungenügend, als Neumeister die Chance verspielt, einmal als Reporter ins Dickicht der Städte einzudringen und dort seine dem Rezensenten aus früheren Texten des Autors vertraute Cut-up-Technik anzuwenden. Das bloße Sammelsurium von Schnappschüssen, die Perspektive des "ewigen Anflugs", sei es auf Paris, New York oder Tiflis, empfindet Müller als Ausweichmanöver und Formschwäche. Weil Neumeister den "ausgeschlagenen" Formen Essay und Reportage "kein Paroli" bietet, die Texte Roman nennt und beim gewohnten Blick stehenbleibt, findet Müller, hätte er gar nicht zu reisen brauchen, sondern gut auch in München am Schreibtisch bleiben können.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.2008

Wer narrative Geschlossenheit von einem Text erwartet, der sich "Roman" nennt, der ist nicht erst bei diesem Werk des Autors Andreas Neumeister an der falschen Adresse. Wer aber solche Erwartungen hinter sich lässt, der wird, daran lässt der Rezensent Alexander Müller keinen Zweifel, von diesem Prosatext ziemlich reich belohnt. Worum es geht, ist dann nicht in Nacherzählungen auszudrücken, sondern eher an verschiedenen Dingen, die thematisch werden in "Listen, Collagen, Kalauern". An erster Stelle ist das diesmal, so Müller, die Architektur. Und zwar rund um die Welt: Von "Mjunik" bis New York, von Rom bis Los Angeles, alles kommt vor, virtuell bereist oder wirklich. Gespiegelt, gebrochen sind die Blicke des Buches und seines sehr zurückhaltend sich selbst ins Spiel bringenden Erzählers "N." durch die Blicke, Wörter und Töne anderer, von Pier Paolo Pasolini oder auch Roxy Music und Rolf Dieter Brinkmann. Dies ist, findet der Rezensent, Literatur, die es sich und dem Leser nicht unbedingt leicht macht, gerade deshalb aber intelligent und an Perspektiven reich ist.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.05.2008

Etwas "eigentümlich Positivistisches" hat Andreas Neumeisters Buch "Könnte Köln sein" für Rezensent Martin Krumbholz an sich. Als Roman will er das Werk nicht durchgehen lassen, auch wenn es sich im Untertitel zu einem solchen erklärt. Das Buch scheint ihm gewissermaßen aus der "Google-Earth-Perspektive" geschrieben. Es zoome sich die Welt heran, berichtet über Städte wie Rom, Paris, New York, Berlin, Frankfurt und irgendwann auch über Köln. Dieser Reise zu folgen findet Krumbholz bisweilen durchaus mühsam. Ein Roman ist das Buch seines Erachtens nicht, weil dem Buch der "individuelle Blick" fehlt, der die diversen Schauplätze nach einem Sichtungsprinzip einfangen würde. Zwar bescheinigt er dem Buch hin und wieder "Pointierungen und Anflüge von Humor". Insgesamt aber ist Krumbholz nicht recht zufrieden.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.04.2008

"Erhellend", "anstrengend", "erfrischend" "manchmal ermüdend" - Rezensentin Susanne Messmer bemüht eine Menge scheinbar widersprüchlicher Adjektive, um ihr Leseerlebnis mit diesem Buch zu beschreiben. Andreas Neumeister sei darin stur dem treu geblieben, was er könne: der mitunter dadaistisch wirkenden Kollage aus Fakten, Theorien, Erlebnissen und Erfahrungen, und zwar sowohl echten als auch angelesenen. Der Autor sei für sein Buch viel gereist, schreibt die Rezensentin, die den Eindruck hat, Neumeister habe unterwegs denn auch "keine Reizüberflutung" gescheut, um das Eindrucksinput für sein Werk hochzuschrauben. Hier fallen dann auch immer wieder erhellende Erkenntnisse ab, relativiert von postmodern angehauchten Theorieportionen, wenn man die Rezensentin richtig versteht. Aber für einen richtigen Knaller ist ihr das Buch dann doch zu schlecht und oberflächlich recherchiert, in seinen Betrachtungen manchmal zu beliebig, sind ihr seine Fakten von Moskau bis Mexico-City nicht manisch genug zusammengetragen worden.