Wir waren die neue ZeitRoman
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
2016
ISBN
9783498058104, Gebunden, 288Seiten, 19,95
EUR
Klappentext
Wir schreiben das Jahr 1990: Die Mauer ist gefallen, ein von Braunkohlenebeln umwabertes, verwunschenes Land tut sich auf. Doch märchenhaft bleibt es nicht lange. Das merkt auch die Gruppe junger Leute, die das große Gründerzeithaus in der Nähe des Rosenthaler Platzes besetzt hat. So zäh die Eroberung gegen Nazis, Bullen und konkurrierende Besetzer verteidigt wird - untereinander sind die Neusiedler sich alles andere als grün.
Mittendrin Erzähler Sebastian Brandt, der in Berlin eine Alternative zur miefigen westdeutschen Provinz sucht. Im Haus glaubt er sie gefunden zu haben. Aber so richtig warm wird er nicht mit der gelebten Utopie.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 22.10.2016
Michael Pilz erfährt aus Andreas Baums Debütroman, was er schon immer geahnt hat: Es waren die Wessis, die die Klub- und Kiezkultur Berlins nach der Wende in Gang setzten. Um die Neuintegration all der Wenzels, Nicks und Neles aus der westdeutschen Provinz im Berliner Biotop geht es in dem Buch, schreibt Pilz, um ihre WGs und Plena gegen Hooligans und Sexismus. Nach Sven Regeners "Lehmann" und Prechts "Kosmonauten" der nächste "etwas größere" Wenderoman, der das Geschehen nicht als "innere Angelegenheit des Ostens" verkauft, freut sich Pilz.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 18.10.2016
Eine Art "Mittelalterliches Heldenlied", in dem einer vom Krieg erzählt - so sieht Andreas Baum seinen Roman, erfahren wir von Rezensentin Susanne Messmer, die den Autor in Berlin Mitte getroffen hat. Der Held ist in diesem Fall Teil der Hausbesetzerszene in den achtziger Jahren am Rosenthaler Platz, lesen wir. Man erfahre kaum etwas über den jungen Erzähler, sein Milieu oder seine Beweggründe, aber es werde deutlich, dass er zwar die Ideale seiner Freunde im Ansatz teilt, jedoch eher die Rolle des kritischen Außenseiters inne hat, die es ihm erlaubt, diesen "zersetzend authentischen" Blick auf die Szene, die Zeit und die Stadt zu öffnen, der Baums Geschichte so plastisch und reizvoll mache. Auf die Frage, ob man denn nun unbedingt noch einen dieser Berlin-Romane lesen muss, antwortet die Rezensentin ganz entschieden: Diesen ja, unbedingt!