Die Rückkehr der TrommelnRoman
Edition Kappa, München
2001
ISBN
9783932000546, Gebunden, 175Seiten, 18,30
EUR
Klappentext
Normalerweise sind es die Eltern, die an alten Bräuchen festhalten und versuchen, ihre Kinder für diese Spuren der Vergangenheit zu begeistern. In Aminata Sow Falls Roman ist es genau umgekehrt: Der 12-jährige Nalla interessiert sich lebhaft für die Traditionen seines Volkes, die er bei der Großmutter auf dem Dorf kennen gelernt hat. Nicht nur die Großmutter, sondern auch Mapaté, ein Griot - ein traditioneller Dichter und Geschichtenerzähler - haben ihn mit der Geschichte und Kultur seiner Vorfahren vertraut gemacht. Für Nallas Eltern aber, ist die an der vorkolonialen afrikanischen Kultur orientierte Lebensweise schlichtweg altmodisch. Sie wollen nicht verstehen, dass ihr Sohn für sich eine Synthese zwischen afrikanischer und europäischer Kultur zu verwirklichen sucht.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 07.11.2001
Die Schriftstellerin Aminata Sow Fall, die 1979 mit "Der Streik der Bettler" den Großen Literaturpreis Schwarzafrikas gewann, reflektiert in ihrem Roman "Die Rückkehr der Trommeln" auf neue Art und Weise einen Topos afrikanischer Literatur: das Verhältnis von Moderne und Tradition, schreibt Rezensent Heinz Hug, der von diesem Roman sichtlich angetan ist. Im Zentrum der Geschichte steht der zwölfjährige Nalla, der sich von seinen gutbürgerlichen Eltern entfremdet, indem er sich der traditionellen Volkskultur und insbesondere dem Ringkampf zuwendet, erzählt Hug. In der Darstellung der Tradition greife die Schriftstellerin auf die vorislamische Zeit zurück, denn was den Protagonisten anziehe, seien die "Ideale der animistischen Ceddo-Kultur (...), die Gemeinschaft und Lebensweise der Ringkämpfer, die von den Griots erzählten Epen, Mythen und Geschichten, die Poesie und der 'Rausch' der Trommeln sowie die Spiritualität, die in den langwierigen Vorbereitungen der 'Helden' auf ihre Kämpfe zum Ausdruck kommt." Das Bild der Moderne, für die Nallas Eltern stellvertretend stehen, konstruiert die Autorin dagegen mit deutlicher Kritik an der senegalesischen Oberschicht, wobei auch Gender-Fragen wesentlicher Bestandteil ihrer gesellschaftlichen Analyse sind, so Hug. Als einzigen Punkt kritisiert der Rezensent, dass die Sprache von Sow Fall zwar sehr bilderreich ist, aber "zu wenig an Oralität" - einer Grundlage der afrikanischen Kultur - aufweist. Hug lobt die differenzierte und sensible Betrachtungsweise, mit der die Autorin sich ihrem Thema widmet.