Die Liebe einer FrauDrei Erzählungen und ein kurzer Roman
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
2000
ISBN
9783100488114, Gebunden, 223Seiten, 18,41
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Heidi Zerning. Im Mittelpunkt der vorliegenden Erzählungssammlung steht eine Geschichte, fast ein Roman, in der eine "gute", eine aufopferungsvolle Frau ihre todkranke Nachbarin pflegt. Ein natürlicher Tod - doch scheint er auf melodramatische Weise mit einem anderen, unnatürlichen verzahnt: dem eines Mannes, dessen Leiche von spielenden Kindern im Fluss gefunden wurde ... Munros Storys sind so komplex wie Romane, Kammerspiele des Gefühls, spektakulär im scheinbar Unspektakulären - dabei sprachliche Meisterstücke. So wenig sich die Figuren ihrer Geschichten auf sicherem Boden befinden, so wenig erlöst uns Alice Munro aus unseren Unsicherheiten, sie hält alles bewusst in der Schwebe - und webt uns ein in ihr erzählerisches Netz.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 01.02.2001
Angela Schader schreibt diesen vier Erzählungen der kanadischen Autorin "Irritationspotential" zu und sieht sich als Leserin aufgefordert, die vielschichtigen und sich eindeutigen Interpretationen entziehenden Texte zu entschlüsseln. Der Rezensentin gefällt es, dass Munro weder auf "postmoderne Spielerei mit Zitaten" angewiesen ist noch ihren Geschichten eine "feministische Prägung" gegeben hat, obwohl es thematisch nahegelegen hätte. Alle Texte lobt sie gleichermaßen, die letzte aber scheint Schader besonders gelungen, weil sie eine traumhafte Atmosphäre schaffe und dabei dennoch wahrscheinlicher wirke als die anderen. Dies ist dann auch der einzige, sehr zurückhaltend geäußerte Kritikpunkt der Rezensentin: manchmal sind die Erzählungen derart mehrdeutig, dass sie an den "Rand der Implausibilität" geraten.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 28.09.2000
Margit Irgang ist fasziniert von diesen Krimigeschichten. Immer gehe es dabei um Frauen, deren Ziele auf den ersten Blick im Einklang mit den Zielen der Gesellschaft stehen: Heirat, Kinder, später dann ein größeres Haus und ein größeres Auto. Doch gleichzeitig leben diese Frauen "in einem geheimen Einverständnis mit dem Niedrigen und Schmutzigen", dass sich in einem unvorhergesehenen Moment enthüllt, erzählt Irgang. Sie bewundert auch, mit welchen literarischen "Tricks" Munro Spannung erzeugt: immer werde die Geschichte aus der Perspektive einer "gefährdeten" Person erzählt, die "sich selbst nicht kennt" und so fast zwangsläufig zum Opfer werde. So empfindet der Leser ein Gefühl unterschwelliger Bedrohung, selbst wenn noch alles ganz normal erscheint, verspricht die Rezensentin.