Alfred Andersch und Max Frisch: BriefwechselDiogenes Verlag, Zürich
2013
ISBN
9783257068795, Gebunden, 186Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Herausgegeben von Jan Bürger. Alfred Andersch und Max Frisch, zwei der bedeutendsten Schriftsteller ihrer Zeit, verband eine komplizierte "Arbeitsfreundschaft". Ihr Briefwechsel, sorgfältig ediert und versehen mit umfangreichem Bildmaterial, zeugt vom politischen Zeitgeist, vom schriftstellerischen Anspruch und dem Temperament dieser zwei so unterschiedlichen Literaturgiganten.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 27.03.2014
Der Briefwechsel zwischen Alfred Andersch und Max Frisch offenbart weder eine innige Freundschaft, noch liefert er umfangreiche Diskussionen über Literatur, berichtet Peter Hamm. Stattdessen wirkt er wie der angestrengte Austausch zweier sehr unterschiedlicher Männer, die durch äußere Umstände "zur Freundschaft verurteilt" wurden, findet der Rezensent. Besonders Frisch vermisste in ihrer Beziehung Intimität, persönliche Gespräche, nicht zwischen Schriftstellern, sondern eben zwischen Freunden, so Hamm, auch nahm er Andersch dessen Hinwendung zur Schweiz übel, für die er selbst längst zum "Fall Frisch" geworden war, zum ewigen Nörgler. Auch die "zweite Freundschaft", die Jan Bürger, der Herausgeber, entdeckt haben will, kann der Rezensent nicht finden. Noch der Laudatio, die Frisch zum fünfundsechzigsten Geburtstag von Gisela und Alfred Andersch hielt, merkt Hamm die Mühe an, die sie Frisch gekostet haben muss.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 04.02.2014
Für Helmut Böttiger liegt die Faszination an diesem Briefwechsel in der Zweischneidigkeit der Beziehung der beiden Schreiber zueinander. Einerseits höchst unterschiedlich, andererseits aneinander gefesselt durch, was Böttiger politisches Denken im klassischen Sinn nennt. Die Spuren dessen findet Böttiger in den Briefen, die Jan Bürger nun herausgegeben hat. Spuren einer Krisis, die schließlich zum Abbruch der Beziehung zwischen Frisch und Andersch führt, wie der Rezensent weiß. Darüber hinaus erfährt Böttiger Details über das Ende von Frischs Beziehung zu Ingeborg Bachmann. Das Gefühl, hautnah dabei zu sein, führt Böttiger überdies vor Augen, wie deutlich Frisch in anderen autobiografischen Darstellungen die Spuren verwischt hat.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 01.02.2014
Der nun erschienene Briefwechsel zwischen Alfred Andersch und Max Frisch bietet für Manfred Koch einen interessanten Einblick in das schwierige Verhältnis der beiden Schriftsteller. Kenntnisreich verortet der Rezensent diese Korrespondenz in den lebensgeschichtlichen Kontext von Andersch. Er geht auf dessen Rolle als einer der Gründungsväter der Gruppe 47 ein und würdigt seine Leistungen als Medienmann bei verschiedenen Rundfunksendern, der neue fortschrittlche Formate entwickelt und Schriftstellerkollegen durch zahllose Rundfunkaufträge unterstützt hat. In diesem Zusammenhang konstatiert er, dass Andersch das "literarische Leben in der Bundesrepublik der fünfziger Jahre wesentlich mitgeprägt" habe. Zudem rekapituliert Koch die diversen Debatten um Andersch, der als Schriftsteller umstritten blieb, und hebt hervor, dass sich Andersch ganz besonders durch die Kritik von Schriftstellerkollegen gekränkt fühlte. Dies kann der Rezensent auch in vorliegenden Briefwechsel mit Max Frisch beobachten, kam es zwischen den beiden Schriftstellern doch zum Bruch, als Frisch mehr oder weniger subtil Kritik am schriftstellerischen Werk von Andersch übte.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.01.2014
Eine vertrackte Situation offenbart sich Hannes Hintermeier im Briefwechsel zwischen Max Frisch und Alfred Andersch: da sich beide Schriftsteller zwischenzeitlich im selben tessinischen Tal niedergelassen hatten, mussten sie zumindest versuchen, miteinander befreundet zu sein. Aber die dörfliche Nachbarschaft bot zugleich schlechte Voraussetzung für solch grundverschiedene Persönlichkeiten, in der Stadt hätten sie es, vermutet Frisch, sehr viel leichter gehabt, miteinander zurechtzukommen. Die Korrespondenz ist entsprechend kühl, karg und auch literarisch kaum ambitioniert, aber sie gewährt einen faszinierenden Einblick in dieses schwierige Schriftstellerverhältnis, findet Hintermeier.