Adieu Musen

Anthologie des Poetismus
Cover: Adieu Musen
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2004
ISBN 9783421052575
Gebunden, 315 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Ausgewählt und kommentiert von Ludvik Kundera zusammen mit Eduard Schreiber. "Die Kunst des Poetismus ist leger, spielerisch, phantasievoll, mutwillig, unheroisch und der Liebe zugewandt. Ihr fehlt jede Romantik. Sie entstand in einer Atmosphäre heiterer Geselligkeit, in einer Zeit, die lacht, wenn auch ihre Augen weinen. Das humorvolle Temperament überwiegt, auf Pessimismus wurde aufrichtig verzichtet." So beschreibt der Theoretiker Karel Teige diese alle Kunstgattungen umspannende Bewegung der zwanziger Jahre. Wie der Expressionismus deutsch, der Surrealismus französisch, der Futurismus russisch und italienisch ist, so ist der Poetismus eine spezifisch tschechische Bewegung im zwanzigsten Jahrhundert. Gedichte, Szenen, Prosa und Manifeste, gesammelt vom mährischen Dichter Ludvik Kundera, bieten erstmals in deutscher Sprache einen Überblick über diese Kunstrichtung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.01.2008

Da die tschechische Lyrik sich laut Alena Wagnerova durch äußerste Produktivität und "Kontinuität" seit ihrer Entstehung im 11. Jahrhundert auszeichnet, begrüßt sie erfreut die in der Tschechischen Bibliothek der Deutschen Verlagsanstalt erschienene dreibändige Anthologie mit tschechischen Gedichten. Die Bände, die sich durch hervorragende Übersetzungen auszeichnen, bieten "Liebhabern und Literaturwissenschaftlern" gleichermaßen Einblick in die komplexe und reiche tschechische Lyrik, wobei die Herausgeber hilfreich den historischen Kontext erhellen, lobt die Rezensentin. Der dritte von Urs Heftrich und Michael Pirit herausgegebene Band zeichnet die Entwicklung der tschechischen Lyrik bis heute nach. Darin ist ablesbar, wie der Prager Frühling mit seinen größeren politischen Freiräumen der Lyrik zu neuer Produktivität verhalf, die 1968 jäh abbrach. Ebenfalls eindrucksvoll festgehalten sieht die Rezensentin die Zeit nach 1989, in der nicht etwa wieder ein Aufbruch in der Lyrik Tschechiens zu bemerken ist, sondern sich deutlich spürbar "Ratlosigkeit" widerspiegelt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.05.2004

Gespalten zeigt sich Rezensent Felix Philipp Ingold angesichts dieser Anthologie des Poetismus, ein böhmisch-mährisch-slowakisches Gewächs in der an "Ismen" reichen modernen Avantgarde der zwanziger Jahre. Einerseits müsse man ein solche Anthologie grundsätzlich als "Pionierunternehmen" würdigen, andererseits gehe in ihr der Charme der poetistischen Bewegung irgendwie verloren. Denn wo es den poetistischen Dichtern darum ging, eine "heitere, spielerische, phantasievolle, mutwillige, unheroische und der Liebe zugewandte" Kunst zu praktizieren und "eine kreative Atmosphäre fürs Leben zu schaffen", klingen die Nachdichtungen ins Deutsche "aufwendig" und "umständlich". Auch dass die Texte "stark gekürzt" sind, missfällt dem Rezensenten einigermaßen. Zwar seien die biografischen Angaben "verlässlich", doch fehle eine zusammenhängende, überblicksartige Darstellung des Poetismus.
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