Daniel Woodrell

Der Tod von Sweet Mister

Roman
Cover: Der Tod von Sweet Mister
Liebeskind Verlagsbuchhandlung, München 2012
ISBN 9783935890953
Gebunden, 192 Seiten, 16,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Peter Torberg. Ein Sommer wie ein schleichender Übergang ins Verhängnis. Der dreizehnjährige Shug Akins wächst auf dem weiten Ozark-Plateau im Süden Missouris heran, ein Außenseiter inmitten der maroden Sehnsüchte des amerikanischen Hinterlands. Seine Mutter Glenda, eine verblühende Schönheit, hängt an der Flasche, während sein Vater Red die Familie mit unberechenbarer Gewalt tyrannisiert. Als Red beginnt, Shug zu Einbrüchen anzustiften, gerät das labile Gleichgewicht ins Schwanken. Shug lernt zu stehlen, zu lügen und aufzubegehren. Gerade da taucht Jimmy Vin Pearce auf, mit seinem grünen Ford Thunderbird und der Verheißung auf eine andere, bessere Welt. Doch als Glenda sich mit ihm einlässt, entlädt sich ein lange unterdrücktes Gemisch aus Eifersucht und Hass, und der Traum von der Lebensflucht wird zur tödlichen Falle.

Im Perlentaucher: Der Schwanenfänger von Hamburg

Woodrell zeigt nicht die Welt der Macht, er zeigt Ohnmacht, Unwissen und Armut. Die Menschen, von denen er erzählt, haben nicht einmal einen Reisepass und auch nicht genug Fantasie, um sich vorzustellen, dass die Welt hinterm Trailerpark weniger trostlos aussehen könnte. Thekla Dannenberg in Mord und Ratschlag

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.08.2012

Dass Katharina Granzin die ganze Tristesse der Coming-of-Age-Geschichte des 13-jährigen Shuggie irgendwo im Süden Missouris überhaupt aushält, liegt an Ästhetik, die der Autor seinem Text angedeihen lässt. Da ist zum einen die mitnehmende Perspektive eines schutzlosen Wesens, wie Granzin vermerkt. Zum anderen ist da die unerschrockene, deutlich von Sympathie getragene Genauigkeit, mit der Daniel Woodrell hier, wie schon in "Winters Knochen", mit dem Granzin den Text immer wieder vergleicht, den White Trash seines Landes unters Mikroskop legt. Granzin entdeckt darin eher einen Romantizismus denn Sozialkritik. Etwas irritiert hat die Rezensentin die deutsche Übertragung des Textes durch Peter Torberg. Zu schön, um wahr zu sein, erscheint ihr die Sprache hier, überkorrekt, eine Tonart daneben sozusagen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.06.2012

Die oscarnominierte Verfilmung seines Romans "Winters Knochen" hat den amerikanischen Schriftsteller Daniel Woodrell auch in Deutschland bekannt gemacht. Sylvia Staude findet in ihrer Rezension ein paar Parallelen zwischen diesem und seinem neuen Roman "Der Tod von Sweet Mister": der Schauplatz des bewaldeten Hochlands von Missouri, das Millieu des white trash, der minderjährige Protagonist. Hier ist es der 13jährige Shug, der mit seiner Mutter in einer symbiotischen, offenbar inzestuösen Beziehung lebt (für sein Schweigen in einer heiklen Angelegenheit bezahle ihn die Mutter "sozusagen in Naturalien", wie die Rezensentin sich ausdrückt). Um die beiden entwickle sich eine faszinierende, düstere Geschichte, die bei aller Härte doch auch die Sympathie des Autors zu seinen unterprivilegierten Figuren durchscheinen lasse. Sowohl dafür als auch für seine "schattendunkle, stille Intensität" spricht sie dem Autor ein besonderes Kompliment aus.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.06.2012

Ausgerechnet über die Sensibilität von kindlichen Gefühlen lernt Rezensent Philipp Sandmann in diesem eher vor Kälte starrenden Roman von Daniel Woodrell sehr viel. Die von Angst und Enttäuschung geprägte, im Stil des "Country Noir" geschriebenen Geschichte des 13-jährigen Antihelden Shug aus einer Problemfamilie in Missouri erspart dem Rezensenten nicht die eisige Härte des amerikanischen Hinterlands und seiner Bewohner. Fasziniert ist Sandmann dennoch und zwar von der Ausgesuchtheit der "brillant" ins Deutsche übertragenen Worte ebenso wie von Woodrells subtilem Humor und seiner Fähigkeit, Charaktere auf Abwegen zu schaffen, mit denen der Leser mitleidet.
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