Michel Houellebecq

In Schopenhauers Gegenwart

Cover: In Schopenhauers Gegenwart
DuMont Verlag, Köln 2017
ISBN 9783832198824
Gebunden, 80 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stephan Kleiner. Houellebecq entdeckt Schopenhauer im Alter von etwa sechsundzwanzig Jahren. In diesem Alter begreift er sich als "fertigen" Leser, für den sich bereits alles zu wiederholen beginnt, doch das Erlebnis der Lektüre von Schopenhauers Aphorismen zur Lebensweisheit bringt sein ganzes festgefügtes Denkgebäude zum Einsturz. Im Anschluss an diese im Grunde zufällige literarische Begegnung in einer öffentlichen Bibliothek beginnt Houellebecq ganz Paris nach einem Exemplar von "Die Welt als Wille und Vorstellung" abzusuchen, das zum entsprechenden Zeitpunkt nur antiquarisch erhältlich ist. Die Lektüre krempelt sein Leben schließlich vollends um. Das Hinterfragen unseres Herangehens an die Welt, unseres Wissens über sie; die Betrachtung des Künstlers und seiner inneren Verfasstheit; die Bedeutung der Kunst in der heutigen Zeit, in der die Kunst zum Massenphänomen geworden ist; Poesie und Wahrheit: das sind Themen, mit denen sich Houellebecq anhand seiner liebsten Passagen in Schopenhauers Werk auseinandersetzt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.10.2017

Rezensent Otto A. Böhmer fällt außer Zitaten nicht viel ein zu Michel Houellebecqs neuem Buch. Liegt es an der unverschämten Kürze des Textes, in dem der Autor über seine Erleuchtung durch Schopenhauer berichtet? Houellebecqs bescheidene Zurücknahme angesichts des Philosophen, kommt Böhmer spanisch, wenngleich sympathisch vor. Neues zu Schopenhauer aber bietet der Autor ihm nicht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 10.10.2017

Durchaus erfrischend findet Rezensent Tim Caspar Boehme dieses Aufeinandertreffen zweier Pessimisten. Ein bisschen Schopenhauer-Vorwissen sollte man für die Lektüre zwar schon mitbringen, warnt der Kritiker vor: Die mit eigenen Reflexionen gespickte Auswahl von Schopenhauer-Zitaten erscheint dem Rezensenten mehr oder weniger "repräsentativ". Houellebecqs Bewunderung für den Philosophen mag Boehme zwar nicht ganz teilen, vor allem, weil er sich fragt, ob der Autor Schopenhauer immer ganz verstanden hat. Houllebecqs Betrachtungen über das "kontemplative Kunstverständnis" des Philosophen liest der Kritiker jedoch mit Gewinn.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 08.10.2017

Allzu viel hat Rezensent Clemens Pornschlegel nicht zu sagen zu Michel Houellebecq neuem Buch. Liegt es an der Kürze des Textes, den der Rezensent auf gerade mal 76 Seiten herunterrechnet, die Hälfte Zitate? Was Houellebecq für Schopenhauer erwärmt, merkt Pornschlegel jedenfalls sofort (der ästhetische Blick), und der beste Satz steht laut Rezensent schon auf Seite neun. Über Schopenhauer lernt der Rezensent beim Lesen allerdings genauso viel wie über die diskurspolizeilichen Kritiker des Autors und dessen Werk und Weltanschauung. Nur was ist das eigentlich genau?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2017

Helmut Mayer liest Michel Houellebecqs Schopenhauer-Kommentare als Lob des Philosophen Schopenhauer. Wie der Autor Schopenhauers Welt- und Kunstbetrachtung einordnet, anhand einer persönlichen Textauswahl, meistenteils aus "Die Welt als Wille und Vorstellung", scheint Mayer "hübsch" polemisch, doch durchaus auf dem richtigen Weg. Houellebecqs "Seitenblicke" auf den Kunst- und Literaturbetrieb von heute als Ablenkungen vom Wesentlichen im Sinne Schopenhauers überraschen Mayer nicht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.08.2017

Nur achtzig Seiten umfasst Michel Houellebecqs Schopenhauer-Band und auch sonst findet Diedrich Diederichsen das Buch eher dünn. Zwar amüsiert sich der Kritiker bestens mit den "kleinen Bömbchen voller dreister Blödheit", mit denen Houellebecq um sich schmeißt, etwa wenn er die Passage über Schopenhauers Entsetzen über das Fressen und Gefressenwerden in der Natur Umweltschützern widmet. Darüber hinaus entdeckt Diederichsen in Houellebecqs ausgiebig zitierter Schopenhauer-Lektüre durchaus originelle Gedanken, etwa wenn er sich im Kontext von Schopenhauers Rezeptionsästhetik auch den Künstler als intuitiven und passiven Rezipienten und als "ganz von seinem Gegenstand absorbierten Seher" denkt. Insgesamt vermisst der Kritiker allerdings das Fundament für Houellebecqs "außerhistorischen Weltekel".