Friederike Hausmann (Hg.)

Berlusconis Italien - Italien gegen Berlusconi

Cover: Berlusconis Italien - Italien gegen Berlusconi
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783803124500
Kartoniert, 186 Seiten, 11,90 EUR

Klappentext

Mit einem einführenden Text von Friederike Hausmann. Mit Beiträgen von Stefano Benni, Andrea Camilleri, Umberto Eco u. a. Diese Zusammenstellung von Texten beschreibt die politische Situation Italiens vom Zusammenbruch des alten Parteiensystems über den Aufstieg des Cavaliere Berlusconi bis zum Ende des ersten Regierungsjahrs. Bis auf den einführenden, für dieses Buch verfassten Text von Friederike Hausmann kommen nur italienische Stimmen zu Wort: Nicht selten widersprechen sich die einzelnen Verfasser, und immer wieder werden einige wesentlichen Probleme wie der Interessenkonflikt oder das Versagen der linken Parteien angesprochen. Diese Unebenheiten und Widersprüchlichkeiten wurden nicht geglättet, spiegeln sie doch die Komplexität wieder und die Schwierigkeit, die politische Entwicklung Italiens monokausal zu erklären. Entsprechend unterschiedlich ist die Herkunft der Texte: Analysen von erstrangigen Fa chleuten wie dem Juristen Giovanni Sartori stehen Appelllen von Intellektuellen wie Nanni Moretti gegenüber oder literarischen Texten wie den Märchen Andrea Camilleris. So soll ein Bild von den historischen Ereignissen ebenso entstehen wie von der - vor allem außerparlamentarischen - Opposition.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.03.2003

Berlusconis Italien ist nach Einschätzung von Rezensent Hans-Martin Lohmann durch Korruption, Vetternwirtschaft, Populismus, Rassismus und eine beispiellose Akkumulation von politischer, wirtschaftlicher und Medienmacht geprägt. Doch es gibt auch das andere Italien, das Italien gegen Berlusconi. Davon zeugt zur Freude Lohmanns nicht zuletzt der von Friederike Hausmann herausgegebene und mit einem "informativen Essay" versehene Sammelband "Berlusconis Italien - Italien gegen Berlusconi". Bekannte italienische Schriftsteller, Journalisten und Intellektuelle wie Umberto Eco, Adriano Sofri, Antonio Tabucchi, Andrea Camilleri, Angelo Bolaffi u.a. erheben darin "mit ebenso viel Würde wie Witz Einspruch gegen das Regime der Verkommenheit", meldet Lohmann. Allerdings registrierten die meisten Autoren eine fatale politische Schwäche der italienischen Linken angesichts des von Berlusconi und der Rechten skrupellos entfachten Populismus. So habe man dem Publikum bei den letzten Wahlen mit Francesco Rutelli eine personelle Alternative zu Berlusconi präsentiert, die keine war: "Wie dieser zeigte sich der Ulivo-Kandidat vornehmlich als gutgebräunter und gutgelaunter Politik-Entertainer ­ als unvollkommene Kopie Berlusconis", äußert sich Lohmann sarkastisch, "da wählte man doch lieber gleich das Original."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 10.10.2002

Ziemlich einverstanden scheint Hansjakob Stehle zu sein mit dem gesamten Projekt, 19 namhafte Autoren und Autorinnen über Berlusconi schreiben zu lassen. Er zitiert einige von ihnen, beispielsweise Umberto Eco, der schon 2001 meinte, die Wähler stimmten deshalb für den Millionär, weil der "wenigstens nicht stehlen" würde. Dass solcherart der "Kampf gegen die Vetternwirtschaft" gewonnen werden kann, bezweifeln allerdings andere in ihren Beiträgen, besonders Luigi Ferrajoli, der vor allem das Fundament der Legalität durch Berlusconi in Frage gestellt sieht, referiert Stehle. Insgesamt wird deutlich, insbesondere auch durch die "glänzende Einführung" von Friederike Hausmann, so der Rezensent, dass ein Präsident Berlusconi Symptom der "nach wie vor unbewältigten Krise nach dem Zusammenbruch der Ersten Republik" (Hausmann) ist. Und zur Verrücktheit der Situation in Italien "passen auch die zahlreichen Satiren" in diesem Buch, urteilt Stehle.