Emma Braslavsky

Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten

Roman
Cover: Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518428832
Gebunden, 270 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Berlin, in einer nahen Zukunft. Die Stadt pulsiert dank der Hubot-Industrie: Robotik-Unternehmen stellen künstliche Partner*innen her, die von realen Menschen nicht zu unterscheiden sind; jede Art von Beziehungswunsch ist erfüllbar, uneingeschränktes privates Glück und die vollständige Abschaffung der Einsamkeit sind kurz davor, Wirklichkeit zu werden. Doch die Zahl der Selbsttötungen hat sich verzehnfacht. Denn die neuen Wesen beherrschen zwar die hohe Kunst der simulierten Liebe, können aber keine Verantwortung für jene übernehmen, mit denen sie zusammenleben. Immer mehr Menschen gehen an sozialer Entfremdung zugrunde. Deshalb kommt Roberta auf den Markt. Sie soll die Angehörigen der Suizidant*innen ausfindig machen, um dem Sozialamt die Bestattungskosten zu ersparen. Versagt sie, wird sie in Einzelteile zerlegt und an die Haushaltsrobotik verscherbelt. Und nicht jeder ist am Erfolg ihrer Ermittlungen interessiert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.11.2019

Rezensentin Meike Fessmann kommt nicht klar mit Emma Braslavskys Zukunftsdystopie aus Berlin-Kreuzkölln. Die Idee, die schöne neue Welt von jedermanns Drogenseligkeit, der Lieferdrohnen und Androiden mit einem Fehler auszustatten (die Selbstmordrate steigt!), findet Fessmann noch hübsch, ebenso die gegen den grassierenden Suizid ins Rennen geschickte Ermittlerandroidin Roberta, deren KI-Quotient den ihrer Kollegen locker aussticht. Was die Autorin aus diesem Setting herauskitzelt, scheint Fessmann allerdings allzu lau. Dass sich Roberta um den Sozialstaat sorgt und eine recht konservative, wenngleich dezidiert weibliche Zivilisationskritik betreibt, hält sie für eine "intellektuelle Beleidigung".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.08.2019

Rezensentin Cornelia Geißler findet Emma Braslavskys in naher Zukunft spielenden Roman nah an der Wirklichkeit. Mit dem Thema KI, so Geißler, wagt die Autorin zugleich etwas, nämlich, wissenschaftliche-technische Entwicklungen zur Ausgangslage eines fiktiven Textes zu machen. Berlin als Handlungsort scheint Geißler fast wie immer, nur dass jetzt humanoide Roboter wie die Hauptfigur Roberta auf Streife gehen und die übriggebliebenen Menschen nicht recht klarkommen mit der schönen neuen Welt und sich reihenweise umbringen. Dass die Autorin das Augenmerk auf die emotionale Intelligenz der Roboter richtet, scheint Geißler nachvollziehbar. Das Ergebnis scheint ihr witzig, in den vielen computernerdigen Wendungen mitunter etwas überdreht, aber im Ganzen einleuchtend.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.08.2019

Paul Jandl hat viel Freude an den menschenähnlichen Recheneinheiten in Emma Braslavskys neuem Roman, einer Sci-Fi-Vision von Berlin in der nahen Zukunft. Was passiert, wenn empathische humane Bots über Erotik philosophieren und die Ermittlungsarbeit der Polizei übernehmen, vermittelt der Text laut Jandl auf kluge wie leichte, vor allem aber unterhaltsame Weise. Im Kern geht es um eine Vision der Zukunft, in der Roboter uns bei unserer Selbstoptimierung helfen, erklärt der Rezensent. Für Jandl ein groteskes, bedenkenswertes Szenario.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2019

Rezensent Andreas Platthaus bekommt mit Emma Braslavskys neuem Roman einen Berlin-Krimi, einen Sci-Fi-Roman und eine Dystopie, in der es unter anderem um das Selbstverständnis von Künstlichen Intelligenzen geht, in einem Buch. Wie die Autorin ein Berlin der nahen Zukunft in Szene setzt, in dem die Freitodrate unter den Augen der Roboter-Polizei plötzlich steigt, erinnert Platthaus an Georg Kleins "Libidissi". Die Stadtbeschreibungen im Text machen auf den Rezensenten Eindruck. Für verzichtbar hingegen hält er die vergrübelten "metareferentiellen" Passagen über Spiegelphänomene.
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