Durs Grünbein

Aus der Traum (Kartei)

Aufsätze und Notate
Cover: Aus der Traum (Kartei)
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783518428535
Gebunden, 573 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Provokativer könnte ein poetischer Buchtitel nicht sein, und doch lässt der Dichter an einem nicht zweifeln: "Ganz insgesamt wird das, was man die Realität nennt, überschätzt." Und so steuert er im ersten Teil seines Buches mit aller Kraft der Imagination konsequent hinein in die Sturmzone jener Realität, die den meisten als das Maß aller Dinge erscheint. Als welthistorisches Ereignis zeigt sich der Widerspruch zwischen Realität und Traum im Untergang eines Staates, der DDR, und den Metamorphosen seiner Gesellschaft bis heute. An den Gegensätzen von Freiheit und Solidarität auf der einen Seite, Hass und Spaltung auf der anderen, an Deutschland und Europa entwickelt der Autor im zweiten Teil seine Idee eines phantasiegeleiteten Widerstands gegen den Fetisch kruder Realität.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.05.2019

Rezensentin Angelika Overath lernt mit Durs Grünbein Poesie als Lebenselixier schätzen. Ob der Autor nun zum Widerspruch anregt oder zum ehrfürchtigen Schweigen und Staunen über so viel Bildung, Overath folgt ihm gern. Miniaturen, Dichter- und Philosophen-Porträts machen das Buch für die Rezensentin zum Werkstatt-Tagebuch. Darüber hinaus lernt sie den Autor als Aufklärer kennen und schätzen - in Kritiken, Feuilletons, Traumtheorien, angenehm unnostalgischen DDR-Erinnerungen und in der Auseinandersetzung mit Pegida und Uwe Tellkamp. Schade, dass der Band keine Drucknachweise enthält, findet Overath.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.04.2019

Rezensent Christoph Bartmann liest Durs Grünbeins Gebrauchstexte mit Gewinn. Quellennachweise zu den Texten vermisst er zwar schmerzlich, kann sich aber ein ums andere Mal gut in Grünbeins Aufsätze, Reflexionen, Reden und Traumnotizen einlesen und des Dichters Selbstverortung zwischen den Großen der Dichtung, wie Ovid, Kleist oder Pound, nachvollziehen. Manchen Text im Band hätte Bartmann nicht noch einmal lesen müssen, anderes, wie Grünbeins Auseinandersetzung mit Uwe Tellkamp, liest er mit Gewinn, und auf eine extensive Traumtext-Kartei des Autors freut er sich jetzt schon.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.03.2019

Rezensent Eberhard Geisler preist Durs Grünbeins entspannte Weltoffenheit in diesen skizzenhaften Erkundungen von Traditionen und Möglichkeiten der Poesie, von deutscher Geschichte Ost und West, von Träumen, von Freud, Marx, Ovid, Kleist, Goethe, Jünger, Biermann, Pascal etc. Kritisch und unvoreingenommen scheint Geisler der Ansatz. Staunend über die Bandbreite des Interesses und der Kenntnisse bei Grünbein, seiner Gedankentiefe und der farbigen Erzählweise, kann Geisler die Lektüre nur empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 26.02.2019

Schwer unter einen Hut zu bringen findet Rezensent Michael Opitz diese Sammlung mit Aufsätzen und Essays von Durs Grünbein, am ehesten würde er sie noch unter der Trias "Dichterdasein, Traum und Dichtung" subsumieren. Opitz findet darin Traumprotokolle, Reden über die Unfreiheit und Grünbeins Auseinandersetzung mit Uwe Tellkamp aus dem Jahr 2018 über Rechtes Denken in Dresden. Dass die Texte ohne Anmerkung und Datierung erscheinen, findet der Rezensent unverständlich, manches erscheint ihm auch etwa selbstgerecht. Aber wenn Grünbein über andere Autoren schreibt, dann ist Opitz bei ihm. Dann nämlich erweise sich Grünbein als kluger Kenner seiner Kollegen und scharfsinniger Leser, versichert der Rezensent.