David Szalay

Was ein Mann ist

Roman
Cover: Was ein Mann ist
Carl Hanser Verlag, München 2018
ISBN 9783446258242
Gebunden, 512 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Henning Ahrens . "Ich bin nicht mehr jung - aber wann ist das passiert?", stellt James nach einem missglückten Flirt fest. Ob es der Teenager auf einer Interrail-Reise ist oder der in den Süden ausgewanderte Rentner: James und acht weitere Männer im Alter von siebzehn bis siebzig, unterwegs irgendwo in Europa, müssen sich beweisen, mit Frauen oder woran sie sich sonst klammern. Sie würden gerne stark sein. Meist aber sind sie feige, unbeholfen, eitel, wenn nicht gar widerwärtig. Und doch auch bemitleidenswert und zerbrechlich in ihrer verspäteten Reumütigkeit.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.06.2018

Rezensent Fridtjof Küchemann zeigt sich enttäuscht von David Szalays Männer-Gallerie. Kaum ein Roman, da durch das Mannsein der Figuren die Handlung nur unzureichend zusammengehalten werde, ergeben die neun Geschichten über Männer von 17 bis 73 für ihn eigentlich nur eine traurige Porträtfolge des Opportunismus, Hochmuts und der Feigheit. Schlimmer allerdings bewertet Küchemann die Figurenzeichnung. Quer durch Berufe, Länder, Schichten und Lebensphasen spazierend erschafft der Autor laut Rezensent doch nur Eintönigkeit, oberflächliche graue Gestalten in grauer Sprache. Die etwas farbigeren Landschaftsschilderungen wirken auf Küchemann wie von Google. Kundera, Franzen und Kirchhoff können das besser, findet er.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.05.2018

Den Mann von heute als matten Helden erlebt Rezensent Michael Schmitt in den "locker verbundenen" Erzählungen von David Szalay. Für Schmitt kein Vergnügen, denn der Autor verzichtet zwar auf Formbewusstsein, kann aber keinen den Rezensenten überzeugenden Gegenentwurf liefern. Fahrig wirkt auf Schmitt etwa das Durchbrechen der Erzählperspektive. Und dass der Autor den weiblichen Figuren im Buch kaum Beachtung schenkt, versteht Schmitt auch nicht. Von Geschichten über Männer mit Geschäftsinteressen, Männern in Männerbünden und konkurrierende Alphamänner hat der Rezensent schnell genug.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 05.04.2018

"Was ein Mann ist" - das wollte Rezensent Andreas Schäfer aus David Szalays neuem Roman lernen. Anhand neun männlicher Hauptfiguren, die allesamt aus Europa, aber aus verschiedenen Milieus, Altersklassen und gesellschaftlichen Schichten stammen, verspricht der Autor ihm einzufangen, was die europäische Männlichkeit derzeit ausmacht. Doch was Schäfer stattdessen findet, sind neun Varianten desselben Typs: Szalays männlicher Durchschnittseuropäer lebt an der Zeit vorbei, bedauert sich dabei selbst und kann Gelegenheiten in seiner egozentrischen Verblendung auch dann nicht bewusst wahrnehmen, wenn sie sich ihm förmlich aufdrängen, so der enttäuschte Rezensent. Und doch findet er etwas in diesem Buch: die "Schalheit ungelebten Lebens" hat ihn selten ein Autor so deutlich empfinden lassen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.03.2018

Als Roman möchte Rezensentin Kristina Maidt-Zinke die hier lose verbundenen Kurzgeschichten um neun Männer unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Milieus nicht unbedingt bezeichnen. Macht aber nichts, fährt die Kritikerin fort, denn das Buch überzeuge ohnehin vor allem durch David Szalays ebenso gnadenlosen wie mitfühlenden, gelegentlich auch ironischen Blick auf die hier versammelten einsamen, in Lebenskrisen steckenden Männer: Zwischen allgemeinmenschlichen und spezifisch männlichen Schwächen wie Feigheit, Größenwahn oder Selbstmitleid switchend und mit genau der richtigen Prise Bildung und Sprachspielerei gewürzt, verdankt sie Szalay erstaunliche Einblicke in die Männerwelt.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.02.2018

Frank Junghänel bekommt zwar keine "haltbaren" Auskünfte über den Mann an sich in David Szalays Buch. Doch was der Autor in einer für den Rezensenten interessanten Text-Architektur in neun Episoden von neun Männern berichtet, deckt doch recht gut die verschiedenen Lebensphasen eines Mannes ab, meint er. So kurz die Geschichten sind, so schmerzhaft ist laut Rezensent, was die jeweilige Hauptfigur erlebt. Es geht um eine grundsätzliche Unzufriedenheit durch verpasste Chancen (erotische vor allem), um Sehnsucht und Melancholie. Berührend und frustrierend zugleich, findet der Rezensent.