Rye Curtis

Cloris

Roman
Cover: Cloris
C.H. Beck Verlag, München 2020
ISBN 9783406755354
Gebunden, 352 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Cornelius Hartz. Nachdem sie auf wundersame Weise einen Flugzeugabsturz überlebt hat, muss sich die zweiundsiebzigjährige Texanerin Cloris Waldrip durch die unbarmherzige Wildnis der Bitterroot Mountains im Norden der USA schlagen - ausgerüstet mit einem einzelnen Stiefel, einer Bibel und ein paar Karamellbonbons. Aber jemand scheint eine schützende Hand über Cloris zu halten. Ist sie doch nicht allein? Rangerin Debra Lewis hat sich von ihrem Mann scheiden lassen, der in drei verschiedenen Bundesstaaten mit drei verschiedenen Frauen verheiratet war. Nun trinkt sie Merlot, um durch den Tag zu kommen. Als sie ein rätselhafter Notruf erreicht, ist Rangerin Lewis die Einzige, die an das Überleben von Cloris glaubt. Trotz der Aussichtslosigkeit des Unterfangens macht sie sich gemeinsam mit einer Gruppe verschrobener "Friends of the Forest" auf die Suche nach dem abgestürzten Flugzeug und der Vermissten. Rye Curtis` kauzige Figuren kämpfen sich in dieser Abenteuergeschichte mit Lebensklugheit und Mut durch die Wildnis und sehen am Ende mit einem neuen Blick auf ihr altes Leben.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 10.09.2020

Rezensent Paul Stoop ist nach einem gemächlichen Anfang nicht nur gefesselt von Rye Curtis' großartigem Debüt, sondern auch tief berührt und hervorragend unterhalten. In zwei Handlungssträngen erzählt der Amerikaner von der 72-jährigen Cloris, die sich nach einem Flugzeugabsturz, bei dem auch ihr Mann ums Leben gekommen ist, durch die Wildnis Montanas kämpft. Während sie Schock, Trauer und Not erlebt, lernt, Feuer zu entfachen, Fledermäuse zu essen, ihr Gebiss verliert und sich so im Kontext der Natur langsam von den Fesseln und Konventionen ihres alten Lebens befreit, begibt sich ein Suchtrupp, angeführt von einer alkoholabhängigen Rangerin, auf die Suche nach der alten Frau, lesen wir. Als sie Cloris' Aufenthaltsort finden, entscheidet sich diese jedoch, in den Bergen zu bleiben. Erst Wochen später begibt sie sich zurück in die Zivilisation, aber weniger um sich selbst, als um eine andere Person zu retten. Wer es grell und schwungvoll liebt, wird mit diesem Roman vielleicht seine Mühe haben, vermutet Stoop. Die Spannung entwickelt sich eher langsam, der Humor ist klug und subtil, und die Figuren voller Fehler und Ambivalenzen. Alle, die sich darauf einlassen können, werden jedoch ihre Freude daran haben, weiß der begeisterte Rezensent und hofft schon auf eine Serienverfilmung durch die Coen-Brüder.