Helmut Schmiedt

Karl May

Die Macht der Phantasie
Cover: Karl May
C.H. Beck Verlag, München 2011
ISBN 9783406621161
Gebunden, 368 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Am 30. März 1912 stirbt in Radebeul Karl Friedrich May - Lehrer, Kleinkrimineller und Schöpfer unsterblicher Gestalten wie Winnetou, Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi. Zum 100. Todestag des großen deutschen Romanciers hat der Germanist Helmut Schmiedt, stellvertretender Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft e.V., eine Biographie geschrieben. Dem Jungen, der in elendeste Verhältnisse einer Weberfamilie am Rande des Erzgebirges hineingeboren wurde, weist allein die Phantasie einen Weg aus der ihn umgebenden, materiell wie geistig beengten Umwelt - freilich nicht, ohne erheblich mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen. May resozialisiert sich selbst als Schriftsteller, dessen Phantasie nicht nur ihm selbst, sondern auch seinen immer zahlreicheren Lesern neue, bessere - und in der Eindeutigkeit ihrer Werte auch beherrschbarere - Welten erstehen lässt als jene, die sie in der Realität umgibt. Stets sind es die Werke, an denen entlang Schmiedt den Lebensweg Karl Mays abschreitet und seine geistige, literarische und gesellschaftliche Entwicklung darstellt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 29.03.2012

Zum hundertstem Todestag von Karl May sind zwei neue Biografien über den Wldwest-Autor erschienen: eine von Rüdiger Schaper, die andere von Helmut Schmiedt. Beide findet Ludger Lütkehaus sehr kenntnisreich, Schapers Fassung sei literarischer geschrieben, Schmiedts dafür stellenweise genauer. Karl May hat die vielen Abenteuer, von denen er in seinen Schmökern geschrieben hat, nie erlebt, die geschilderten Länder meist erst viel später bereist; der Rezensent ist sich allerdings nicht sicher, ob das für oder gegen den Autor spricht. Die Straftaten, die der Autor selbst beging, werden von beiden Biografen zu sehr verharmlost, findet Lütkehaus, Schmiedt sehe in den Hochstapeleien nur einen weiteren Beweis für Mays Erfindungsreichtum, Schaper "Bagatelldelikte". Der Rezensent, der zuvor noch die Anziehungskraft von Mays Büchern betont hatte, erinnert auch an den düsteren Beigeschmack, den dessen Ansichten hatten: in Mays letztem Vortrag 1912 "Empor ins Reich der Edelmenschen!" saß unter anderen auch Adolf Hitler im Publikum.