Javier Marias

Berta Isla

Roman
Cover: Berta Isla
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019
ISBN 9783103973969
Gebunden, 656 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Aus dem Spanischen von Susanne Lange. Tomás - halb Spanier, halb Engländer - ist ein Sprachentalent und verliebt in die junge Berta Isla. Sehr früh sind sich beide sicher, dass sie ein gemeinsames Leben wollen. Als er zum Studium nach Oxford geht, bleibt sie jedoch in Madrid zurück - nicht ahnend, dass Tomás dort einen schwerwiegenden Fehler begeht, der beide in eine verhängnisvolle Lage bringt. Um einer Haftstrafe zu entgehen, beginnt er, heimlich für den britischen Geheimdienst zu arbeiten. Schon bald nach seiner Rückkehr vermutet Berta, die inzwischen seine Ehefrau ist, dass Tomás ein Doppelleben führt. Als er dann zu Beginn des Falklandkrieges plötzlich spurlos verschwindet, beginnt sie endgültig zu hinterfragen, wen sie geheiratet hat. Eine Geschichte über das Warten, die Zerbrechlichkeit der Liebe und die Zerrissenheit zwischen Krieg, Geheimnissen und Loyalität.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.06.2019

Rezensentin Frauke Meyer-Gosau zeigt sich begeistert von diesem neuen Roman von Javier Marias. Was eine spannende Agentengeschichte hätte werden können, biegt Marias laut Rezensentin gekonnt um in die tiefsinnige, tragische wie leichte und auch komische Beantwortung der Frage, was es heißt, als Spion zu leben und noch mehr, was es bedeutet, mit einem solchen zu leben. Marias' ruhige Erzählweise und seine Sympathie für das Personal des Buches rühren Meyer-Gosau und nehmen sie für den Text ein.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.06.2019

Rezensent Roman Bucheli will sich gar nicht entscheiden müssen, ob er "Berta Isla" als Parodie oder als ernstgemeinten Roman einstufen würde, denn in beiden Fällen fällt er seiner Ansicht nach durch: Anstatt von den brisanten politischen Themen zu berichten, in die seine Hauptfigur offenbar verstrickt wird, leiert der Autor mit seiner Erzählung über einen Spanier, der in den 70ern während seines Studiums in Oxford vom britischen Geheimdienst angeworben wird, Klischees von harten Hunden, einem rechtschaffenen Heroen und einer treu schmachtenden Ehefrau herunter, die jeder Groschenroman besser erzählen könnte. Verschwendetes Erzähltalent und ebenso verschwendete Leserzeit, seufzt der Kritiker.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 25.05.2019

Dirk Fuhrig kann sich verlassen auf Javier Marías, auf dessen bekannte labyrinthische Syntax, die zum langsamen Lesen anhaltenden Reflexionen und die plastische Figurenzeichnung. Wenn der Autor in diesem Roman das Familienleben und die Seelenqualen eines Spions beschreibt, zwischen Gewalt, Betrug und Verrat, stellt Fuhrig fest, dass Marías nichts beschönigt, auch wenn er die Agentenrolle mit der des Schriftstellers vergleicht. Der Wechsel zwischen der auktorialen und der Ich-Perspektive (der Frau des Spions) lässt die Geschichte auf Fuhrig besonders eindringlich wirken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.05.2019

Hymnisch bespricht Rezensent Fridtjof Küchemann den neuen Roman von Javier Marias, den er als "Komplementärroman" zur großen Trilogie "Dein Gesicht von morgen" liest. Denn "Berta Isla" ist in erster Linie kein Spionagethriller, sondern beobachtet vielmehr das (Liebes-)Leben eines Paares abseits der Agententätigkeit des Mannes, verrät der Kritiker, der einmal mehr staunt, wie sogkräftig Marias die "diffusen Gefühlslagen" seiner Figuren auszuloten vermag. Mehr noch: Wie der Autor Spannung und Gewissenskonflikte beim Leser erzeugt, dabei historische Exkurse, etwa zum Franco-Regime, dem Nordirland-Konflikt oder dem Falklandkrieg einflicht, ringt Küchemann größte Anerkennung ab. Ein "großes", über sich hinausweisendes Buch, schließt er.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 23.05.2019

Tom ist ein britischer Geheimagent,  erklärt Rezensentin Sigrid Löffler. Seine Frau Berta Isla weiß nichts davon, doch das Versteckspiel ihres Mannes und seine teils wochenlangen Missionen nähren den Argwohn in ihr und stellen die Ehe auf eine ständige Zerreißprobe. Wie so oft bediene sich Javier Marías in "Berta Isla" zweier Genres: dem Spionageroman und dem bürgerlichen Eheroman, um deren Grenzen auszuweiten. Dieses Spiel beherrscht Marías inzwischen bis zur Perfektion, lobt die Rezensentin. Toms Spionagetätigkeit diene dem Autor lediglich als Rahmen für die Geschichte einer Ehe, deren wahres Thema die "Unmöglichkeit ist, den anderen wirklich zu kennen". Auch an literarischen Anspielungen und Reflexionen lässt es der spanische Romancier laut Rezensentin nicht an fehlen, und wie gewohnt spare er auch nicht an Einschüben und Abschweifungen, die den Text strecken und entschleunigen. Das Ergebnis ist für die hingerissene Löffler ein "Geheimdienstthriller in Slow Motion".