Arundhati Roy

Azadi heißt Freiheit

Essays
Cover: Azadi heißt Freiheit
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783103971132
Gebunden, 256 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Jan Wilm. "Azadi heißt Freiheit." Ob sie als Erzählerin in ihren Romanen wie "Der Gott der kleinen Dinge" andere Universen entwirft oder in ihren Essays unsere Welt schonungslos hinterfragt: Kompromisslos kritisiert die indische Autorin Arundhati Roy im Namen der Freiheit die Gesellschaften, die in Ost wie West immer nationalistischer agieren. Schonungslos untersucht sie Umweltzerstörung, Ausbeutung und Überwachung. Und doch muss die Pandemie nicht der Endpunkt dieses Weltvernichtungsprogramms sein: Denn was wäre, wenn Corona ein Portal wäre, an dem wir uns entscheiden müssen, was wir zurücklassen und was wir mit uns nehmen?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.02.2022

Rezensent Martin Kämpchen ist froh, dass wenigstens die Werke Arundhati Roys noch auf Deutsch erscheinen, nachdem er vergeblich auf die Übersetzungen anderer indischer Schriftsteller*innen wartete. "Azadi heißt Freiheit" versammelt Essays der berühmten indischen Autorin und Aktivistin der vergangenen Jahre, erklärt Kämpchen, der bereits im Titel, ein Wort in Urdu, Provokation erkennt. Mit "rhetorischer Brillanz" bringe Roy in ihren Texten zahlreiche Probleme Indiens zu Wort: Lynchjustiz, Korruption und Benachteiligung muslimischer Minderheiten und besonders der Hindu-Nationalismus als nationale sowie internationale Gefahr. Als "Weckruf" und "Brandrede" versteht Kämpfchen diese Texte, dass sie in dieser Funktion nicht auch abwägen und differenzieren, bedauert er sehr. Sie kann so demagogisch sein, wie die Gegner, die sie bekämpft, lernt er. Selbstzweifel scheint sie nicht zu kennen. Von den Herausgebern hätte Kämpchen sich ein erklärendes Nachwort und stärkere Auswahl der Texte gewünscht.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.12.2021

Rezensentin Sonja Zekri erscheinen Deutschland und seine Corona-Debatte wie ein Witz verglichen mit den indischen Verhältnissen, die Arundhati Roy in ihren hier versammelten Essays anprangert. Auch wenn der dauer-dringliche Ton der Texte, Reden, Presseartikel, Vorlesungen, Zekri mitunter ermüdet, entgeht ihr nicht die kraftvolle Stimme, mit der die Autorin gegen Arbeitslosigkeit, Hunger und Polizeigewalt auf dem Riesen-Kontinent Indien anschreibt, gegen die Regierung Modi, das Kastensystem u.a. Zwei Dinge irritieren Zekri allerdings: Dass Roy immer wieder extensiv aus ihren Romanen zitiert, so als traue sie ihrer politischen Haltung nicht, und dass sie Faschismus-Vergleiche bemüht. Beides unnötig, meint Zekri.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.11.2021

In Indien selbst wird Arundhati Roy vor allem als Kommentatorin und Aktivistin wahrgenommen, weiß Rezensent Andreas Babst, der deshalb auch ihre anklagenden Essays mit großem Interesse liest, aber nicht immer ganz überzeugt. Am besten ist Roy, meint der Rezensent, wenn sie konkret wird und Ungerechtigkeiten genau aufzeigt. Dann lernt Mair, warum Premierminister Narendra Modi zum Beispiel die Muslime im Land verächtlich macht, aber nicht die Dalits, die ihm Stimmen einbringen könnten. Dass Roy etwas inflationär mit dem Faschismus-Begriff operiert, stört den Rezensenten. Mehr noch enttäuscht ihn jedoch, dass Roy anprangert, ohne Lösungen anzubieten.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.11.2021

Rezensentin Claudia Kramatschek kann sich der inbrünstigen Kritik nur anschließen, die die Schriftstellerin Arundhati Roy in ihren nun erschienenen Essays aus den Jahren 2018 bis 2021 an der indischen Regierung übt. Vehement schreibe sie hier gegen die laut Kramatschek mittlerweile als faschistisch zu bezeichnende Führung des Landes durch Modi und die Bharatiya Janata Party an, die Kritiker aus dem Weg räumt und Muslime ablehnt. Wie "schonungslos" und mit welcher "Schärfe" Roy dabei vorgehe, findet Kramatschek unvergleichlich. Auch darin, dass Roy in ihren Essays über die Rolle von Sprache und Literatur nachdenkt, deren Freiheit in Indien unterdrückt wird, handelt es sich bei ihnen um eine "ausdrückliche Form des Widerstands", wie die Kritikerin abschließend betont.