Joyce Carol Oates

Die Verfluchten

Roman
Cover: Die Verfluchten
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100540218
Gebunden, 752 Seiten, 26,99 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Silvia Morawetz. Princeton 1905 das Jahr des Fluches. Die beschauliche Universitätsstadt wird in ihren Grundfesten erschüttert, als Annabel auf der Schwelle zum Altar von einer dämonischen Gestalt entführt wird. Ihr Bruder Josiah macht sich auf die Suche und entdeckt das Grauen. Vampire treiben ihr Unwesen und reißen Princetons intellektueller Elite die Maske herunter. Woodrow Wilson, der Präsident der Universität, entpuppt sich als bekennender Rassist mit beachtlichem Drogenkonsum, und der Sozialist Upton Sinclair predigt die Gleichheit der Menschen, erniedrigt aber seine eigene Frau. Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Gewalt gegen jeden, der anders ist: Das ist das wahre Gesicht der Dichter und Denker. Joyce Carol Oates zeigt sich in Höchstform, scharfzüngig und witzig.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.01.2015

Sylvia Staude bezweifelt zwar, dass Joyce Carol Oates' "Die Verfluchten" wirklich der allererste postmoderne Schauerroman ist, wie Stephen King in einer Rezension verkündet habe, aber es wird definitiv mit verworrenen Erzählebenen, Meta-Genrekommentaren, Vermischung von Fakt und Fiktion und derlei typischen Mitteln gearbeitet, versichert die Rezensentin. Die Autorin schiebt das Buch zum Beispiel einem fiktiven Autor zu: M. W. van Dyck II., seines Zeichens Historiker in Princeton, versucht die Ereignisse um einen "Bräute hortenden Blaubart" und eventuellen Vampir aufzuklären, die sich in der Universitätsstadt am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts zugetragen haben sollen, berichtet Staude. Für Staude ist es eine sehr verspielte Abrechnung mit Rassismus, Sexismus und Bigotterie in Princeton: "Aber eine Abrechnung".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2014

Mit viel Lob bespricht Thomas Steinfeld Joyce Carol Oates' fünfte "gothic novel" "Die Verfluchten". Der Autorin gelinge es auf sagenhafte Weise, den Leser in ein solches Verwirrspiel zu ziehen, dass er während der Lektüre kaum noch zwischen wahrem Unwahrscheinlichen und unwahrem Unwahrscheinlichen unterscheiden könne, berichtet der Rezensent: Und so liest er mit ebenso angehaltenem Atem die Geschichte eines drogenabhängigen Präsidenten der Universität Princeton, der schließlich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten wird, wie die Erzählungen von Dämonen, Geistererscheinungen und Verzauberungen. Dabei muss Steinfeld schnell feststellen, dass die hier auftretende, sich gegenseitig bekämpfende, unterdrückende, rassistische und chauvinistische bessere Gesellschaft Princetons sich von den Dämonen kaum unterscheidet. Auch wenn der Rezensent gestehen muss, dass es eine Weile braucht, um sich in diesen Roman einzulesen, hat er einen spektakulären Schauerroman gelesen, der ihm dank der akribischen Recherche der Autorin das Princeton des Jahres 1905 deutlich vor Augen führt.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.10.2014

Zu lang ist das Buch und es hat weder einen Protagonisten noch einen dominierenden Handlungsstrang. Trotz dieser Hindernisse findet Hannes Stein den Roman von Joyce Carol Oates (eine sarkastische Spukgeschichte, ein veritabler Krimi) amüsant und kunstvoll. Kunstvoll, da es Oates laut Stein gelingt, zugleich einen Schauerroman und seine Parodie zu schreiben. In Princeton gehen Dämonen um, Flüche sind wirksam und die akademische Gesellschaft frömmelt, heuchelt und ist feste high. Das alles malt Oates laut Rezensent mit breitem Pinsel und kräftigen Farben aus der Sicht eines geschwätzigen Historikers. Dass der Leser dabei in den Genuss historischer Prophetien kommt und eines Blicks auf die finsteren Seiten Amerikas, gefällt Stein durchaus gut.